30 Hooligans überfielen Berliner Schwulenkneipe

■ Ein Gast verletzt / Vier Festnahmen bei Veranstaltung der Wiking-Jugend

Berlin (taz/AFP) – Etwa 30 rechtsradikale junge Männer, laut Polizei vermutlich der Hooliganszene angehörend, haben am Sonntag abend in Berlins Innenstadt eine Schwulenkneipe überfallen. Dabei wurde eine Person verletzt. Die Hools stürmten das seit 1965 bestehende schwule Traditionslokal „Andreas' Kneipe“, bedrohten einen Gast und schlugen ihn mit der Faust ins Gesicht. Sie zertrümmerten ein Dutzend Fensterscheiben, warfen Blumenkübel im Wintergarten des Lokals um und flüchteten anschließend mit „Sieg Heil!“-Rufen. Von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Wie der Schwulenbeauftragte der Berliner Polizei, Heinz Uth, der taz sagte, habe die Hooligan-Gruppe den Überfall nach dem Heimspiel von Hertha BSC vermutlich „spontan“ verübt. Einen ähnlichen Überfall auf „Andreas' Kneipe“ hatte es vor drei Jahren gegeben.

Bereits am Samstag hatte die Polizei bei einem „Fußballturnier“ der rechtsextremen Wiking-Jugend im Berliner Stadtteil Weißensee vier Personen im Alter von 20 bis 25 Jahren wegen des Besitzes von Sprengstoff und rechtsextremistischem Propagandamaterial festgenommen. Unter den Festgenommenen ist auch der 20jährige Oliver W., ein Vertrauter des Berliner Neonazi-Führers Arnulf Priem. Gegen W. laufen derzeit mindestens sechs Ermittlungsverfahren, meist wegen „Propagandadelikten“. Bei der Festnahme der vier wurde im Auto einer 24jährigen Frau aus Dresden auch eine Bauanleitung für Bomben gefunden. Bei der anschließenden Durchsuchung der Wohnung von W. wurden weitere Hetzschriften sowie vier fast fertige Rohrbomben und Sprengstoff beschlagnahmt.

Gegen den 20jährigen, der den Beamten bereits am 13. August als Zwillen-Schütze aufgefallen war, wurde Haftbefehl erlassen. Die Polizei war auf die 24jährige Dresdnerin aufmerksam geworden, weil sie einen Ring mit einem Hakenkreuz am Finger trug.

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