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Genzentrum - nein danke!

■ Richtfest beim Forschungszentrum in der Eppendorfer Martinistraße

Befürworter und Gegner der Genforschung trafen sich gestern beim Richtfest des Zentrums für Molekulare Neurobiologie (ZMN) in Eppendorf. Obwohl sie von der Feier durch einen Zaun und ein kleines Polizeiaufgebot ausgesperrt waren, gelang es den Gegnern mit Gedichten und Gesängen, die Ansprachen von Wissenschaftssenator Leo Hajen, Unipräsident Jürgen Lühtje und Prof. Dietmar Richter, Gründungsdirektor des Zentrums, zu unterbrechen.

Hintergrund des Anwohner-Protests ist die Angst, daß von den Genlaboren ein Restrisiko ausgeht. Eine „schleichende Verseuchnung, die niemand merkt“, befürchtet Torsten Rüting, Mitglied der „Initiative gegen das ZMN“.

Das ZMN dagegen schließt eine Gefährdung der Umwelt weitgehend aus, da in dem Zentrum lediglich Untersuchungen an neuronalen Zellen vorgenommen würden. Geplant sind Labore, die den Sicherheitsstufen 1 („kein Risiko für die menschliche Gesundheit und die Umwelt“), 2 („geringes Risiko“) und 3 („mäßiges Risiko“) entsprechen. In den Laboren der Sicherheitsstufe 3 sollen nur Versuche der Sicherheitsstufe zwei durchgeführt werden.

Wissenschaftssenator Hajen forderte die Bürger auf, „den Dialog zwischen dem Viertel und dem Universitätskrankenhaus fortzusetzen“. Der Unipräsident wies in seiner Rede darauf hin, daß Grundlagenforschung der Heilung von Krankheiten diene. Er könne zwar auch die Sorge der Anlieger verstehen. Was hier betrieben werde, sei aber „verantwortbare und verantwortliche Forschung“. Dietmar Richter schließlich lobte die internationale Anerkennung, die das ZMN jetzt schon genieße.

Rosemarie Kemke, eine der konsequentesten Gen-GegnerInnen und seit 27 Tagen im Hungerstreik vor der Baustelle, muß nun auf ärztlichen Rat aufgeben. Sie will aber weiterhin demonstrieren, nicht nur gegen das Genzentrum, sondern „in erster Linie gegen die Tierversuche, die dort stattfinden werden“.

svd

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