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Strenge Kriterien für ein Label

■ Bislang gibt's im Öko-Label-Dschungel für Kunden kaum Orientierungshilfen

Beige Wäsche, wollene Socken, grob gewirkte Pullover im aktuellen Naturlook. Kein Zweifel: Sie ist en vogue, die Öko-Mode. All die Berichte über Allergien und Gesundheitsrisiken durch Schadstoffe in Textilien verunsichern die Verbraucher.

Mehr als 100.000 Tonnen Chemie, 12.000 Tonnen Farbstoffe werden bei der Herstellung von Textilien Jahr für Jahr verarbeitet. Auf der Suche nach Jacken und Pullis, Hemden und T-Shirts ohne Gifte, stürzen sich die Käufer auf die Öko-Kollektionen, von den Herstellern eilfertig auf den Markt gebracht. Doch können die naturgetönten Hüllen halten, was sie versprechen?

Seit die Öko-Welle zieht, hat die Industrie eine Vielzahl verschiedener Labels auf den Markt gebracht, die dem Käufer die Qualität der Klamotten verbürgen und den Bedenken der sensibilisierten Verbraucher Rechnung tragen sollen. Mehr als dreißig Gütesiegel sind inzwischen auf dem Markt. Eine Orientierungshilfe sind sie kaum. Textilien aus 100 Prozent Baumwolle bekommen beispielsweise schon ein Umweltbäumchen – selbst dann, wenn sie aus konventioneller, schadstoffbelasteter Ware hergestellt wurden.

„Die Mehrheit der Labels haben nur unzureichende Kriterien“, sagt Bernhard Rosenkranz von der Verbraucherzentrale Hamburg. „Und sie fixieren meist, was ohnehin seit Jahren praktizierter Standard in der industriellen Produktion ist.“ Zudem beschränken sich die meisten Zeichen auf die Überprüfung von Schadstoffrückständen. Über die Umweltverträglichkeit der Produktion, die Anbauweise der Rohstoffe, Abwasserentsorgung und Arbeitsbedingungen in den Erzeugerländern sagen sie in der Regel nichts aus.

Erschwerend kommt hinzu, daß Aufschriften wie „natural“, „eco“, „pure cotton“ oftmals trügen. Die Zeitschrift Öko-Test fand auch in Kleidungsstücken mit dem Etikett „Naturmode“ zahlreiche Rückstände – von Formaldehyd bis zu krebsverdächtigem Kunstharz. Nur die Produkte des Arbeitskreises Naturtextilien bestanden den Test. Denn der Verband legt strenge Kriterien an eine ökologische Textilherstellung. Nur Naturfasern aus kontrolliert ökologischem Anbau oder kontrollierter Tierhaltung gehören dazu.

Abgestimmte Kriterien erhöhen die Akzeptanz

„Ein einheitliches Zeichen, das sowohl die Umweltverträglichkeit der Produktion“, meint Horst Fischer vom Umweltbundesamt, „als auch die Gesundheitsverträglichkeit der Textilien berücksichtigen würde, wäre wünschenswert.“ Die Kriterien für ein derartiges Label sollten nach Meinung des Textilexperten mit der Industrie und den Verbaucherverbänden abgestimmt werden. „Das erhöht die Akzeptanz des Zeichens.“

Zunächst aber müssen die Belastungen und Schadstoffe genau analysiert werden. Im Bundesinstitut für Bedarfsmittelgegenstände und Veterinärmedizin werden zur Zeit mehrere tausend Chemikalien untersucht und klassifiziert. Auf dieser Grundlage kann dann ein Kriterienkatalog erstellt werden.

Immerhin bastelt die Europäische Union (EU) zur Zeit an einem einheitlichen Umweltzeichen für Textilien. Das neue Siegel soll alle Stufen der Produktion vom Anbau über die Verarbeitung bis zum Recycling berücksichtigen. „Es ist fraglich, ob sich die strengen Kriterien durchsetzen können“, vermutet Fischer. „Denn in vielen Ländern der EU ist der Umweltschutz noch nicht soweit.“ Die Einführung hoher Standards sei dann vor allem eine Kostenfrage. Ende 1994 sollen die Vorschläge der Europäischen Union vorgelegt werden. Anja Dilk

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