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■ Ein UFO-Experte geht auf Deutschland-TourneeVon Humanoiden geschwängert!

München (taz) – Auf breitangelegter Tournee beamt gegenwärtig Michael Hesemann, laut Eigenwerbung „Deutschlands größter UFO-Experte“, quer durch die Republik, um mit „sensationellem Filmmaterial aus den Geheimarchiven von CIA, KGB und NASA“ den Beweis zu erbringen: Die Außerirdischen sind bereits unter uns.

Hesemann, Herausgeber verschiedener Esoterik-Blättchen, ist jedenfalls fest davon überzeugt, daß extraterrestrische Intelligenzen Kontakt zu den Bewohnern der Erde suchen. Glaubt man den Ausführungen in seinem Magazin 2000, freilich in erster Linie zu den Bewohnerinnen: Seit Jahren wird hier eine erbitterte Debatte geführt, ob die UFO-Besatzungen nur hinter unseren Frauen her sind oder – dialektisch nicht uninteressant – die Menschheit vor dem Untergang erretten wollen. Hesemann, dessen UFO-Magazin eine monatliche Auflage von angeblich 60.000 erreicht und dessen Bücher (etwa „Rückkehr der Außerirdischen“ mit einem Vorwort von Johannes von Buttlar) gar von Hunderttausenden gelesen werden, beschreibt die „Erschaffung einer Neuen Menschheit“: „Seltsame Wesen mit großen Köpfen und schmalen Körpern“ kidnappen in großem Maßstab Menschen, um an Bord ihrer Raumschiffe medizinische Untersuchungen an ihnen vorzunehmen („regelmäßig sind bis zu sechs Mutterschiffe im Erdorbit stationiert“). Es werden ihnen Spermien und Eizellen entnommen, gelegentlich werden Frauen auch von Humanoiden geschwängert. Anschließend wird den Entführten mittels Hypnose die Erinnerung an das Erlebte genommen, bevor sie auf die Erde zurückgebracht werden. Rund zwei Prozent der Bevölkerung sollen schon an Bord eines UFOs gewesen sein.

Ein Schweizer Landwirt gibt an, schon mehrfach von seinem Hof in Hinterschmidrüti entführt worden zu sein. Weibliche Außerirdische mit drei Brüsten hätten sich sehr für sein Fortpflanzungsorgan interessiert. „Wer gibt diesen Wesen eigentlich die Erlaubnis, uns gegen unseren Willen nachts aus dem Bett zu holen?“ empört sich ein Leser in Magazin 2000. Der Fortschritt der Evolution, so Hesemann. Diesem stünde übrigens die katholische Kirche sehr im Wege, die beispielsweise die nachgewiesenen UFO-Landungen in Fatima und Lourdes in banale „Marienerscheinungen“ umdeutet.

„An UFOs zweifle ich nicht“, meint auch Gerd Geisler, Chefredakteur von esotera, dem auflagenstärksten Monatsheft für geistige Grenzgänger: „Es gibt eine Unzahl von Meldungen darüber – es kann sich also nicht um eine Masseneinbildung handeln.“ Unlängst wurde eine spektakuläre „UFO-Sichtung“ von der Europäischen Südsternwarte bestätigt. Das „unbekannte fliegende Objekt“ konnte sogar fotografiert werden. Am Osthimmel war es plötzlich aufgetaucht: ein helles, diffuses Objekt, dessen Form und Helligkeit weder dem Anblick üblicher Körper (Flugzeuge, Satelliten, Raummüll) entsprach noch dem Verhalten eines Meteoriten. Auch ein spezielles Weltraumexperiment konnte ausgeschlossen werden.

„Ein Raumschiff, ein Raumschiff!“ freute sich Hesemann. Und in der Tat: Wenig später stellte sich heraus, daß kurz vor der Sichtung des eigenartigen Objekts die Besatzung des Space Shuttles Discovery (unter ihnen Ulf Merbold) 25 Liter Abwasser in den Weltraum abgelassen hatte, das natürlich sofort zu Eis gefror. Keine grünen Männchen also, sondern nur Raum-Schiffer Merbolds Pisse. Colin Goldner

Hesemann live im Dresdener Haus der Kultur (25. Oktober), im Kulturzentrum Erfurt (26.10.) und an der Universität Essen (11.11.)

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