: Zu groß für ein armes Land?
■ Das nepalesische Staudammprojekt „Arun III“ ist das erste, das vor die Untersuchungskommission der Weltbank kommt
Bonn (epd) – Das Staudammprojekt „Arun III“ im Osten Nepals soll als erstes Weltbank-Großprojekt von der neu eingerichteten unabhängigen Untersuchungskommission der Weltbank, dem „Inspection Panel“, überprüft werden. Nach Angaben von Maike Rademaker von der deutschen Umwelt- und Entwicklungsorganisation „Urgewald“ wird die Beschwerde nepalesischer Selbsthilfeorganisationen heute der Untersuchungskommission in Washington vorgelegt. Die Beschwerde bedeutet keinen Aufschub für die Entscheidung, es müssen aber alle Dokumente offengelegt werden. Das haben Betroffene in Nepal und Weltbankmitarbeiter bislang vergeblich gefordert.
Mit ihrer Beschwerde wollen die nepalesischen Organisationen eine unabhängige Überprüfung des 1,3 Milliarden Mark teuren Projekts durchsetzen, gegen das auch US-amerikanische, deutsche und japanische Nichtregierungsorganisationen Sturm laufen. Nach ihrer Ansicht ist der Bau des Staudamms aus wirtschaftlichen und sozialen Gründen nicht zu verantworten. Er würde das arme Königreich in eine derart hohe Auslandsverschuldung stürzen, daß die Mittel für Schulen, Gesundheitsdienste und Entwicklungsvorhaben fehlten. Außerdem seien die Risiken durch Erdbeben, Bergrutsche und das Überlaufen von Gletscherseen in 5.000 bis 6.000 Metern Höhe unkalkulierbar.
Nutznießer des 201-Megawatt- Kraftwerks Arun III wären nicht die 450.000 Einwohner des entlegenen Arun-Tales, sondern Gewerbebetriebe und Hotels in den städtischen Ballungszentren im Katmandu-Tal. Folgen des Staudammbaus, so fürchten die Kritiker, würden Landflucht und Bildung von Slums sein. Die Entscheidung der Exekutivdirektoren der Weltbank über Arun III soll am 3. November in Washington fallen. Vor der Weltbankentscheidung muß Entwicklungsminister Carl- Dieter Spranger (CSU) über den deutschen Zuschuß für das Projekt in Höhe von 234 Millionen Mark entscheiden. Nach seiner Nepalreise im Februar hatte Spranger versprochen, das Geld erst freizugeben, wenn alle Bedenken gegen das Staudammprojekt ausgeräumt seien. Ohne das Geld – es wäre der höchste Zuschuß, den die Bundesregierung je für ein einzelnes Entwicklungsprojekt vergeben hat – müßte die Weltbank Arun III vermutlich auf unabsehbare Zeit verschieben.
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