Neonazi-Terror in Bramfeld

■ Rechtsradikale Schmierereien an der Simeon-Kirche / Erneute Drohungen gegen einen ausländerfreundlichen Pastor Von Peter Müller

Auf die Simeon-Gemeinde in Bramfeld ist – wie erst gestern bekannt wurde – am Wochenende von Neonazis ein Anschlag verübt worden. Die Rechtsradikalen sprühten Drohparolen gegen Pastor Wolfang Jähn, der sich seit Jahren für Flüchtlinge einsetzt, und verwüsteten Räume des Kirchenschiffes. Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen.

Die Rechtsradikalen hatten zunächst die Kirchentür beschädigt und Schmierereien angebracht: „Pastor Jähn, es wartet das Paradies. Rache, Du Schwein!“ sowie „Frieden schaffen ohne Pfaffen“ – dazu das Kreuz in einem Kreis – Emblem der „Volkssozialistischen Bewegung“ – gesprüht, das laut Polizei zum „Ausdruck der Gesinnung“ verboten ist und auf öffentlichen Versammlungen nicht getragen werden darf. Im Kirchenschiff stand die Schmiererei „Rache Du Schwein, Ku-Kux-Klan“ sowie ein Judenstern. Zudem hatten die Randalierer in einem Kirchenflügel Blumentöpfe heruntergeworfen, eine Collage demoliert und in der Kindertagesstätte erhebliche Verwüstungen angerichtet.

Pastor Jähn zeigte sich gestern gegenüber der taz über den erneuten Anschlag betroffen: „Ich hatte gehofft, es ist jetzt endlich vorbei.“ Jähn ist seit über eineinhalb Jahren Bedrohungen und Schmähungen durch Neonazis ausgesetzt (taz berichtete), seit Juli waren jedoch keine Drohungen mehr eingegangen. Hintergrund des Neonazi-Terrors: Jähn gehört zu den Repräsentanten des „Bramfelder Runden Tisches“, der sich für eine humane Unterbringung der Flüchtlinge in dem Stadtteil einsetzt.

Im vergangenen Sommer hatte der Runde Tisch durch eine Anzeige und eine Unterschriftensammlung an das Bezirksamt nochmals öffentlichkeitswirksam auf die unmenschliche Unterbringung aufmerksam gemacht. Jähn: „Danach gab es noch ein Flugblatt, aber keine Drohanrufe mehr.“ Nach Auffassung des Pastor werden die Neonazi-Attacken aber wohl solange nicht aufhören, solange es noch so viele Unterkünfte gibt und die Flüchtlinge nicht in Wohnungen untergebracht sind.

Obwohl es keinerlei Bekennerschreiben gibt, wird davon ausgegangen, daß die Täter in der Anhängerschaft der Nationalen Liste (NL) in Farmsen, Berne und Bramfeld zu suchen sind. Im November vorigen Jahres hatten nämlich Neonazis vor Jähns Haus randaliert, das verbotene faschistische „Heinz-Wessel-Lied“ gegröhlt und NL-Aufkleber angebracht. Fünf Rechtsradikale konnten damals von der Polizei festgenommen werden.

Drei von ihnen sind vor wenigen Wochen vom Amtsgericht wegen Volksverhetzung abgeurteilt worden, nachdem sie gegen die Strafbefehle in Höhe von 2500 Mark Widerspruch eingelegt hatten. Ein Insider: „Vor diesem Hintergrund machen die diffusen Sprüche wie ,Pastor Jähn ...Rache Du Schwein!' und die Ku-Klux-Klan-Bekennung natürlich einen Sinn.“ Dem Ku-Klux-Klan in den USA gehören weiße Faschisten an, die Mordanschläge auf Farbige Bevölkerung verüben.