: Bombenmission des Missionschefs?
■ Der frühere Botschafter Syriens in der DDR soll am Anschlag auf Berliner Maison de France beteiligt gewesen sein
Berlin (dpa) – Der international gesuchte frühere Botschafter Syriens in Ostberlin, Faisal Sammak, ist im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das französische Kulturzentrum in Berlin, das Maison de France, in Wien festgenommen worden. Nach dem Syrer wurde wegen Beihilfe zum Mord und wegen Beihilfe zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion gefahndet. Bei dem Sprengstoffanschlag am 25. August 1983 am Berliner Ku'damm waren eine Person getötet und 23 verletzt worden.
Nach Berichten aus Wien, die sich auf das österreichische Innenministerium stützen, soll Faisal Sammak bereits am Dienstag abend in einem Hotel in der Wiener Innenstadt festgenommen worden sein. Sammak sei zuletzt Generaldirektor der syrischen Tabakindustrie gewesen und zu einer Tagung in die österreichische Hauptstadt gereist. Berlin hat inzwischen bei dem Alpenstaat die Auslieferung des Ex-Diplomaten beantragt. Mutmaßlicher Drahtzieher des Attentats ist den Ermittlungen zufolge „Carlos“, der in Frankreich im Gefängnis sitzt. Carlos, mit bürgerlichem Namen Ilich Ramirez Sanchez, war im Sommer im Sudan verhaftet und nach Paris überführt worden.
Sammak, von 1981 bis 1989 Missionschef in Ostberlin, soll von der Lagerung des Sprengstoffs für das Attentat im Gebäude der syrischen Botschaft gewußt haben. Die Übergabe von 25 Kilogramm Plastiksprengstoff an den mutmaßlichen „Carlos“-Stellvertreter Johannes Weinrich soll von ihm zumindest gebilligt worden sein. Im April 1994 war im Prozeß um den Maison-de-France-Anschlag der ehemalige Stasi-Oberstleutnant Helmut Voigt zu vier Jahren Haft verurteilt worden. Der 51jährige, der bereits in Untersuchungshaft gesessen hatte, wurde nach der Urteilsverkündung auf freien Fuß gesetzt.
Im Zusammenhang mit dem Anschlag wurde im April in Berlin auch Anklage gegen den ehemaligen syrischen Diplomaten Nabil Chritah sowie einen Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit aus der Abteilung Terrorismusabwehr erhoben.
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