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Selbstbewußt und sonnig

Emigrantinnen erhalten beim Kreuzberger Verein Günes eine berufsvorbereitende Ausbildung in Umwelttechnik / Suche nach Lehrstellen schwierig  ■ Von Anja Dilk

Die Beamten in ihren Amtsstuben sollen nicht denken, daß die Ausländer zu Hause sitzen und nichts tun“, grinst Suzan entschlossen. Seit Anfang September nimmt die einundzwanzigjährige Türkin an einem berufsvorbereitenden Jahr teil, in dem Frauen Grundkenntnisse der Solartechnik vom Solartaschenrechner bis zum Bau von Solaranlagen erlernen. Gerade das reizt Suzan. „Wenn eine Frau kommt, die Technik beherrscht, sind die Männer oft so klein.“

Suzan ist eine von 18 Frauen im Alter zwischen 16 und 29 Jahren, die an dem berufsvorbereitenden Projekt Günes e.V. in Kreuzberg teilnehmen. Dort können junge Frauen ihren externen Realschulabschluß nachmachen und gleichzeitig Grundkenntnisse in Umwelttechnik erwerben. Neben Solarenergie finden auch Wind- und Wassserenergie Berücksichtigung. Günes e.V. ist ein Projekt für „Immigrantinnen“. Sevim Celebi, Geschäftsführerin des Vereines, versteht unter dem Begriff alle, die sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen. Ob mit oder ohne deutschen Paß, von Nichtdeutschen über Sinti und Roma bis zu schwarzen Deutschen.

Die Mehrzahl der Teilnehmerinnen kommen aus der Türkei, sind aber in Deutschland aufgewachsen. Und doch teilen alle das Gefühl, nicht dazuzugehören. „In der Schule, wenn man etwas falsch gesagt hat“, meint Safak, „wurde man immer gehänselt.“ Bei Günes e.V. undenkbar. Hier sind die jungen Frauen unter sich, helfen sich bei Sprachproblemen gegenseitig. Wer ein Kopftuch trägt, muß nicht ständig Sticheleien über sich ergehen lassen.

30 Wochenstunden büffeln die Teilnehmerinnen Mathe und Physik, Deutsch und Geschichte. Hinzu kommen zehn Stunden Solartechnik. In einem kleinen Werkraum, vollgestopft mit Kupferrohren, Bohrern, Metallplatten, Schrauben und Nägeln, Holz und Sägen, lernen sie zu schweißen, Schaltungen zu bauen und zu löten. Die ökologisch orientierte handwerkliche Grundausbildung bietet den Schülerinnen die Möglichkeit, in ein interessantes Berufsfeld hineinzuriechen. Für manche ist der Kurs eine gute Vorbereitung auf die Arbeit in Elektroberufen, Heizungstechnik oder als Umweltberaterin. Doch haben Frauen, zumal ausländischer Herkunft, überhaupt Chancen in einem Berufsfeld, das noch immer Männerdomäne ist? „Wir wollen gerade mit den Vorurteilen brechen und zeigen: Auch Immigrantinnen können solche Berufe ergreifen“, sagt Sevim Celebi, die Umwelttechnik als Zukunftstechnologie für zentral hält. Zur Zeit versucht Celebi, ihren Schülerinnen Praktikums- oder Ausbildungsplätze zu vermitteln, zum Beispiel in dem verwandten Bereich der Elektroinstallation. Denn Solartechnik gibt es bisher nur als zusätzliche Weiterbildung. Eine eigenständige Ausbildung ist nicht in Sicht. „Wer nur in Solartechnik ausgebildet ist“, meint Juliane Hemfort von der Innung für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik, „hat zu geringe Einsatzmöglichkeiten.“ Die Innung will Günes dennoch unterstützen.

Wie lange das Projekt noch weiterbestehen wird, ist unklar. Für die Schülerinnen ist die Teilnahme kostenlos. Bisher wird Günes vom Senat mit 276.000 Mark gefördert. Das reicht gerade für Miete, Personalkosten und die nötigsten Anschaffungen. Um die Schule finanziell abzusichern, sucht Sevim Celebi deshalb Sponsoren.

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