piwik no script img

Vom Plätten und Kopieren

■ „Bügeln macht Spaß“: Max Goldt las im Schauspielhaus

Eigentlich sollte er ja gar nicht da sein. Eigentlich war ja eine ganz andere Veranstaltung geplant. Doch diese mußte ausfallen, und da hat man ihn gefragt, ob er vielleicht Zeit habe. Und so sitzt er, Max Goldt, am Montagabend auf der Bühne des Schauspielhauses, um uns, dem Publikum, eineinhalb Stunden lang „Geschichten vorzulesen“. Hinter ihm ein weinroter Samtvorhang, und vor ihm ein schwarzer Tisch, auf dem die Mappe mit den Texten liegt.

Schon der Titel der ersten Geschichte „Dank Bügelhilfe fühlt man sich wie ein geisteskranker König“ löst hier und da vereinzeltes Kichern aus: Unter den Zuschauern, die trotz der recht kurzfristigen Programmänderung in großer Zahl erschienen, sind also einige Max-Goldt-Fans zu finden. Das vereinzelte Kichern wächst analog zum Voranschreiten des Abends zu einem den Raum füllenden Gelächter an. Max Goldt erzählt von seinem Stadtteil Berlin Moabit, an dem er bemängelt, daß es dort keinen Copyshop in der Nähe seiner Wohnung gebe. Als die Wäscherei, mit der „verrauchten“, immer überarbeitet aussehenden Wäscherin, die seine Hemden aber trotzdem immer so hervorragend bügelt und steift, daß sie beim Auseinanderfalten „knacken“, was viele Leute aber anscheinend nicht so recht zu schätzen wissen, denn sonst müßte sie den Laden ja nicht aufgeben, also, als diese Wäscherei schließt, da hofft er, daß demnächst dort ein Copyshop-Paradiesland einzieht. Tut es aber nicht: stattdessen ein „Fachgeschäft für Pilotenbedarf“. Allein gelassen ohne Copyshop und ohne Wäscherei bleibt ihm nichts anderes übrig, als selber zu bügeln. Und da taucht die Bügelhilfe der Geschichte auf: Eine Freundin hat ihm verraten, daß ihr das Bügeln richtig Spaß mache, da Bügelhilfe, die einem beim Bügel in die Nase steigt, die „beste legale Droge der Welt sei“, und daß „man sich fühle wie König Ludwig II. bei einer Schlittenfahrt“.

Es ist erstaunlich wie nahtlos und schnell Goldt die Themen in seinen Geschichten wechselt, fast so als habe er keine Textvorlage vor sich, sondern als plaudere er einfach aus seinem Leben. Der Abend hat sich gelohnt, wohl auch für all die „armen Teufel“, wie Max Goldt bemerkte, „die weder Studenten noch Schüler sind und 28 Mark Eintritt zahlen mußten“.

Martje Schulz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen