Fünf Kinder bei Anschlag auf Feiern in Algerien getötet

■ Zeroual kündigt Präsidentschaftswahlen an

Algier (AFP/dpa) – Am 40. Jahrestag des Beginns des algerischen Unabhängigkeitskrieges gegen Frankreich sind bei einem Bombenanschlag auf einem Friedhof fünf Kinder getötet und 17 weitere Menschen verletzt worden. Der Sprengsatz sei am Dienstag in Mostaganem, rund 280 Kilometer westlich von Algier, explodiert, teilten die Sicherheitskräfte mit. Die Bombe sei während einer Feier zum Gedenken der Opfer des Unabhängigkeitskrieges in einer Gruppe von Pfadfindern explodiert. Bei einem zweiten Anschlag auf den Friedhof von Karimia in Chlef wurde ein Veteran des Unabhängigkeitskampfes verletzt. Im ganzen Land wurde der Toten des Krieges gegen die französische Kolonialmacht gedacht.

In einer Rede zum Jahrestag hatte Staatschef Liamine Zeroual am Montag abend beteuert, Terrorismus und Gewalt in Algerien mit aller Entschlossenheit „ausrotten“ zu wollen. Dafür kämpften die „Sicherheitskräfte und an ihrer Spitze die Nationale Volksarmee bis zur Selbstverleugnung“. Gleichzeitig kündigte Zeroual Präsidentschaftswahlen noch vor Ende 1995 an. Die Wahlen sollten „jedes Hindernis zwischen dem Volk und seinem nationalen Schicksal ausräumen“, sagte der Präsident in seiner Rede an die Nation, die vom Rundfunk übertragen wurde. Außerdem versprach der Staatschef den „totalen Bruch mit den Führungsmethoden der Vergangenheit“, die die „Quellen der gegenwärtigen Probleme“ seien. Am Samstag hatte Zeroual den Dialog mit Vertretern der politischen Parteien für gescheitert erklärt.

Die Islamische Heilsfront (FIS) kündigte derweil an, den Kampf gegen die algerische Regierung „intensivieren“ zu wollen. „Es wird keine Wahlen in Algerien geben, soviel ist versprochen“, erklärte ein FIS-Sprecher im französischen Rundfunksender „France Info“. Algerien befinde sich „im Kriegszustand“. Bevor nicht ein „wahrhaftes Mehrparteiensystem“ eingeführt worden sei, könne auch kein Urnengang stattfinden. Zu einem Mehrparteiensystem gehöre auch die FIS. Die algerische Führung hatte Anfang 1992 den zweiten Durchgang der Parlamentswahlen abgesetzt, bei denen sich ein Sieg der FIS abzeichnete. Wenige Wochen später war die FIS verboten worden.