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Arafat nach Auschwitz?

■ Einladung des polnischen Präsidenten an Arafat löst Empörung in Israel aus

Warschau/Tel Aviv (dpa) – Die Absicht des polnischen Staatspräsidenten Lech Walesa, PLO-Chef Jassir Arafat zu den Feiern zum 50. Jahrestag der Befreiung des NS- Konzentrationslagers Auschwitz im kommenden Januar einzuladen, hat in Israel zum Teil empörte Reaktionen hervorgerufen. „Wir konnten keine Ausnahmen machen“, begründete Präsidentensprecher Marek Karpinski das Vorhaben. Walesa habe als Schirmherr der Feiern am 26. und 27. Januar 1995 alle Friedensnobelpreisträger nach Auschwitz gebeten. Der PLO-Vorsitzende hatte den diesjährigen Preis zusammen mit dem israelischen Regierungschef Itzhak Rabin und dessen Außenminister Schimon Peres erhalten.

Israelische Holocaust-Überlebende äußerten zum Teil Empörung über die Einladung. Der Rechtsanwalt Arieh Ben Tov, ein Auschwitz-Überlebender, sagte in einem Interview: „Ich bin persönlich sehr dagegen. Für uns ist Auschwitz und der Mord an Juden das gleiche. Wir sollten erklären, daß wir die Zeremonie boykottieren.“ Der stellvertretende Parlamentspräsident Dov Schilanski, ebenfalls ein Überlebender des Vernichtungslagers, erklärte, er werde „alles tun, damit kein einziger Jude an der Zeremonie teilnimmt“.

Es gab aber auch positive Stimmen. So meinte Vera Kriegel, eine der Zwillinge, an denen der Nazi- Arzt Josef Mengele grausame Experimente vornahm: „Arafat muß dort sein. Das wird es ihm ermöglichen, unsere, die Seite der Juden, zu verstehen. Ich glaube, er weiß wirklich nicht, was wir durchgemacht haben. Gerade die Rampe in Auschwitz kann uns annähern und eine Brücke des Friedens sein.“

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