: Die Zeit läuft gegen die Tunnel
■ Klagen könnten die Bautermine im Tiergarten gefährden
Als ginge es um den Bau eines Einfamilienhauses, so warfen sich die Verkehrsplaner in die Brust. Anläßlich der Einweihung ihrer Containerbüros am Gleisdreieck präsentierte die „Projektgesellschaft für Verkehrsanlagen im zentralen Bereich“ am Mittwoch den Zeitplan für den Tunnelbau unter dem Tiergarten. Die Termine sind äußerst knapp bemessen.
Bis Herbst 1995 sollen die Planungen abgeschlossen und der Planfeststellungsbeschluß von Verkehrssenator Herwig Haase erteilt sein. „Dann müssen wir sofort loslegen“, so Geschäftsführer Fritz Vollrath. Denn nur zwei Jahre später will man den Rohbau der Eisenbahn-, Straßen- und U-Bahn-Tunnel beenden, damit das Regierungsviertel im Spreebogen begonnen werden kann. Bis zum Jahr 2002 verschlingen die Baumaßnahmen insgesamt stolze 4,5 Milliarden Mark. „Wir hoffen, daß alles klappt, machen uns aber gewisse Sorgen“, mußte ein Mitarbeiter der Projektgesellschaft einräumen.
Karl-Heinz Ludewig von der Verkehrsinitiativen-Koordination „Anti-Tunnel GmbH“ hält den beabsichtigten Abschluß der Planungen binnen eines Jahres für „Zweckoptimismus“. Er verweist auf die mehr als 18.000 EinwenderInnen, deren Argumente im Verfahren berücksichtigt werden müssen, und die komplizierten Planungen im Grundwasserbereich unter dem Tiergarten.
Erhebliche Zeitprobleme für die Tunnelbauer könnten nach Abschluß des Planverfahrens außerdem Klagen betroffener AnwohnerInnen verursachen. Mögliche Ansatzpunkte sind dabei die Lärm- und Schadstoffbelastung an den Einfahrt- und Ausfahrtrampen der Tunnel. Möglicherweise leistet die Projektgesellschaft den Gerichtsverfahren selbst Vorschub, weil die Pläne sich im Vergleich zu den 1994 der Öffentlichkeit vorgestellten, auf denen die Einwendungen basieren, ständig ändern. AnwohnerInnen könnten deshalb auf eine erneute Auslegung klagen. Und das Ergebnis: Die Tunnel werden nicht rechtzeitig fertig – und die Regierung kommt später. Hannes Koch
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen