■ Mit Giftmüll auf du und du: Indiens offene Grenzen
Neu-Delhi (ips) – Der Import von giftigem Industriemüll ist für die indische Regierung eine profitable Versuchung. Besonders seit dem Beginn der Wirtschaftsreformen unter Premierminister Narasimha Rao vor drei Jahren haben die Importe stark zugenommen.
Australische Abgesandte haben in Neu-Delhi über einen Vertrag zur Lieferung von Industrieabfällen verhandelt, enthüllte Greenpeace kürzlich, und damit klar gegen die Baseler Konvention über den Export von Giftmüll verstoßen. Zwischen Januar und Juni dieses Jahres soll Indien allein aus Australien fast 8.000 Tonnen Metallabfälle importiert haben, außerdem tonnenweise Altbatterien und Plastikmüll. Aus den USA kamen 1993 7.800 Tonnen Plastik- und 26.800 Tonnen Zinnabfälle, 917 Tonnen bleihaltige Asche und 14,5 Tonnen Altbatterien. Deutschland schickte 2.000 Tonnen Metallabfälle. Solche registrierten Müllimporte machen nach Ansicht von Umweltschützern jedoch weniger als ein Zehntel der wirklichen Einfuhren aus.
Mit vorheriger Erlaubnis der bundesstaatlichen Behörden kann jeder Müll nach Indien importieren. Entsprechende Behörden aber existieren nicht einmal in allen indischen Bundesstaaten, und wo es sie gibt, seien sie völlig überfordert und korrupt, bekannte ein Mitarbeiter des indischen Umweltministeriums.
Angebliches Recycling dürfte oft genug nur als Vorwand für die lukrativen Mülldeals sein. Die Verwertungsquote liegt für Metalle bei nur 10 bis 15 Prozent und für Plastik bei 40 bis 60 Prozent, der Rest wird deponiert oder verbrannt. Die Gesundheitsrisiken für Arbeiter und Anwohner der Recycling-Unternehmen sind enorm. Giftige Plastikrückstände, Arsen, Quecksilber und Cadmium vagabundieren ungehindert und verursachen Vergiftungen, Langzeitschäden und Mißbildungen bei Kindern.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen