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Aus der „Kinkelpause“ zurück

■ Die Basis soll's bringen: Jürgen W. Möllemann tritt wieder an und beantragt Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz in NRW

Düsseldorf (taz) – Im „Morgenmagazin“ des WDR hatte die Moderatorin Gisela Marx einen Traum: „Möllemann macht eine Pressekonferenz – und niemand geht hin.“ Drei Stunden später schwebte der Geschmähte auf Wolke sieben in den brechend vollen Presseraum des Düsseldorfer Landtags: „Schöne Grüße an Frau Marx. Ich hoffe, es geht Ihnen weiterhin gut.“ Nein, so leicht läßt sich ein Möllemann nicht ausknipsen. Der Bonner Kinkel-Fanklub, der Möllemann im Düsseldorfer FDP-Landesvorstand vor zwei Wochen zum Rücktritt zwang, hat sich zu früh gefreut. Noch ist der vom Bonner Fraktionschef Hermann Otto Solms bejubelte „Schlußstrich“ unter das Kapitel Jürgen W. Möllemann nicht gezogen. Im Gegenteil, gestern wurde eine neue Seite aufgeschlagen. Nicht ausgeschlossen, daß viele, viele bunte Seiten folgen.

Ende der „Denkpause“ – Möllemann tritt an! Am Montag wird er dem FDP-Landesvorstand empfehlen, zur Kür des neuen Landesvorsitzenden eine Mitgliederbefragung durchzuführen. Verweigern kann sich die Anti-Möllemann- Mehrheit im Vorstand kaum. Ratifiziert wird die Entscheidung der 20.000 NRW-Liberalen dann beim Sonderparteitag am 3. Dezember in Hagen. Möllemanns Konkurrenten, dem von der Kinkel- Truppe gepuschten Bonner Bildungsstaatssekretär Fritz Schaumann, stehen harte Wochen bevor. Schaumann wirft seinem einstigen Förderer vor, das „ohnehin mäßige Bild der FDP weiter vermatscht“ zu haben. „Da mußten wir die Notbremse ziehen.“ Möglich, daß Schaumann sich selbst ausgebremst hat, denn auch die Möllemann-Gegner schätzten den Ausgang des Rennens gestern als offen ein. Möllemann gab sich ganz lieb. Ihm zugeschriebene Äußerungen, wonach die FDP einen „Kinkelstein“ am Hals habe oder einer „Kinkelpause“ bedürfe, seien üble Zitatfälschungen: „Stammen nicht von mir.“ Nur Gutes nach Möllemann-Art auch über seinen Herausforderer: „Er ist ein ausgezeichneter Staatssekretär, zu dem ich ihn ja berufen habe.“ Walter Jakobs

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