■ Heute vor fünf Jahren: Die Wut nimmt zu
In Leipzig findet die bisher größte Demonstration statt: Mehrere hundertausend Menschen fordern ein Reisegesetz ohne Einschränkungen, das Ende des Machtmonopols der SED und freie Wahlen. Die DDR-Presse hat einen Entwurf für ein neues Reisegesetz vorgestellt, das den Auslandsaufenthalt auf 30 Tage beschränkt und ein bürokratisches Verfahren vorsieht. Als auch der Verfassungsausschuß den Entwurf ablehnt, tritt die Regierung unter Willi Stoph geschlossen zurück. Auch in Dresden, Halle, Magdeburg und Cottbus gehen Zehntausende Männer und Frauen auf die Straße. „Wir brauchen keine Gesetze, die Mauer muß weg!“, rufen die DemonstrantInnen. Die Ausreisewelle aus der DDR hält weiter an. Bereits fehlen viele Fachleute, Ärzte und Personal im Nahverkehr. In die Bresche springen sollen Soldaten und Mitarbeiter des Sicherheitsapparates.
Der Jahrestag der Oktoberrevolution in Moskau wird in diesem Jahr auf kleinem Feuer gekocht. Erstmals organisiert sich eine Alternativdemonstration, rund 55.000 MoskauerInnen nehmen daran teil. „72 Jahre unterwegs und dann ein großes Fragezeichen“, heißt eine ihrer Losungen.
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