: Nur am Rande und doch im Mittelpunkt
■ Ab nächsten Mittwoch sendet N3 zwölf Filmgeschichten rund um den Fußballsport
Für den arbeitslosen Manne steht eines fest: „Fußball ist mein absoluter Lebensinhalt.“ Seit 25 Jahren ist er dabei, als ihn sein Vater 1970 das erste Mal zu einem Spiel von Hannover 96 mitnahm. Da habe es ihn „gepackt“. Seitdem hat Manfred, wie er richtig heißt, kaum eines der Spiele verpaßt. Überhaupt zählt Kontinuität: Nach jedem Sieg „seines“ Vereins wird groß gefeiert.
So auch an dem Tag, an dem Richard Grassmann ihn mit seiner Kamera zu einem Spiel und anschließend in die Stammkneipe begleitete. Dort kreisen die Biere. Die Stimmung steigt. „Fußball verbindet“, sagt einer von Mannes Kumpeln. Man sieht es: Umarmungen gehören ebenso dazu wie auch ein Kuß für Manne von seinem Freund Dimmi. Und wenn die gute Laune zu kippen droht, stimmt Dimmi einfach ein Fußballied an und mit dem altbekanntem „Olé olé olé olé – super ...“ stellt sich die prima Stimmung gleich wieder ein.
Entstanden ist Manne im Rahmen der NDR-Nachwuchsförderung im Dokumentarfilmbereich. Vor zwei Jahren wurde dieses Projekt, das erste seiner Art, ins Leben gerufen und jungen Filmemachern das Thema „Ost-West“ gestellt. Dieses Mal wollte man etwas „Alltäglicheres“, so Klaus Wildenhahn, einer der Organisatoren. Man habe sich schließlich auf das Thema Fußballgeschichten geeinigt, in denen der Sport jedoch eher am Rande stehen soll. Das Ergebnis sind zwölf kurze Filme in der Reihe „Der dokumentarische Blick“, die weniger vom runden Leder selbst als vielmehr vom Leben rund um die Pille erzählen: von Fans, Amateurkickern und ehemaligen Profis. Und von Frauen, die ihr Leben dem Fußball widmen.
Zum Beispiel Bärbel Richter, die vor fast 30 Jahren die Schiedsrichterprüfung bestand und seitdem etliche Spiele gepfiffen hat. Heute arbeitet sie als Pressereferentin des Berliner Fußballverbandes bei Großveranstaltungen wie dem alljährlichen DFB-Pokal-Finale mit. Locker steht sie in Ein ganzer Tag mit Bärbel Richter (Regie: Stefan Pethke) vor der Kamera und gröhlt Drafi Deutschers „Marmor, Stein und Eisen bricht“ aus vollem Halse mit: „Superding, wah?“. Mit den Entscheidungen der Schiedsrichter ist sie als Fachfrau natürlich nicht zufrieden, wie sie jedem, der es hören will oder nicht, verkündet: „Was pfeift der schon wieder.“
Einen ganz anderer Ton herrscht bei Vorspiel Gay Games IV New York City. Ein schwuler Fußballverein aus Berlin nimmt an einer internationalen Sportveranstaltung im Big Apple teil. Daß es dabei nicht um den Sport alleine geht, deutet schon der Titel des Sieben Minuten-Films von Henner Winckler an, ehe es einer der Teilnehmer ausspricht: „Hoffentlich sind hier nette Männer – wir sind ja nicht nur zum Fußballspielen gekommen.“ Sport am Rande eben.
Martje Schulz
Gesendet werden die zwölf Beiträge in drei Blöcken jeweils mittwochs abend auf N3: am 16., 23. und 30. November.
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