piwik no script img

Was verboten gehört

■ betr.: „Travestie des Waffenfe tischismus“, „Die Iren sind doch eigentlich intelligent“, taz vom 31.10.94

Die Politiker, die diesen Film verbieten wollen, haben den Sinn des Films „Natural Born Killers“ nicht verstanden. Oliver Stone wollte auf parodistische Weise dem Zuschauer zeigen, daß die Medien heute nur noch Gewalt darstellen, das heißt in jedem Fernsehprogramm – es fängt mit den Nachrichten an – erzieht die Gewalt den Menschen, der letztendlich, wie vom Teufel besessen, auch solche unwissenden Politiker erschießen kann. [...]

Politik ist kein Gesellschaftsspiel, sondern ein Mittel, das Leben zu gestalten, wie es den allgemein gültigen Grundwerten entspricht. Herr Geis sollte deshalb an der richtigen Stelle anfangen, Verbote zu verhängen, die die Wirklichkeit in der wir alle leben erstens verbessern und zweitens so die Gewalt bekämpfen. Es fängt an bei Waffenbesitz, Medien, die Geiselnahmen bis ins kleinste Detail zeigen, Reality-TV usw. Der Film gehört nicht verboten. André Brune, Bottrop

Täglich stehen in der taz Berichte von brutalen Überfällen oder sogar Morden von Neonazis auf Ausländer oder Schwächere. Wir Erwachsenen beginnen, uns an die zunehmende Gewalt zu gewöhnen, stumpfen dem fremden Leid gegenüber ab, weil es uns zu häufig vor die Augen kommt. Wenn nun jedoch Kinder und Jugendliche über die Medien, Kino und Videos eingeschlossen, in den Sex- und Crime-Streifen besonders der privaten Sender, ohne Gegengewicht durch schützenden Kommentar ständig der Gewalt begegnen, die sich für den Gewalttätigen zumeist auch auszahlt, dann kommt zu dem Gewöhnungsfaktor noch ein weiteres hinzu: Dann setzt das ein, was die Psychologen „Nachahmungslernen“ und „Lernen am Erfolg“ nennen, ein Phänomen, das bereits vor mehr als 25 Jahren von Psychologen untersucht und bis heute immer wieder wissenschaftlich bestätigt wurde. [...]

Ein Mittel, um das Nachahmungslernen zu verhindern, ist das Verbot (Problemen dabei: wer verbietet was?) von brutalen Filmen in TV, Kino, Video. Diese Zensur hätte schon vor vielen Jahren den Anfängen wehren müsssen, dann würden wir heute sicher nicht im Fernsehen von Jugendlichen hören müssen: „Wir müssen die Ausländer eben töten, weil es zu viele in Deutschland gibt“, ohne Haß, ganz cool dahingesagt. [...] Maja Lochmann

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen