: US-Staat lockt mit Sozial-Dumping
■ BMW eröffnet neues Werk in South Carolina, dem US-Staat ohne störende Gewerkschaften und mit niedrigen Löhnen / Der Gewinn bleibt anfangs steuerfrei / Die nächsten Investoren warten schon
Berlin (taz/AP) – Mit Symphonieorchester und Feuerwerk hat BMW am Dienstag sein neues Werk in Spartanburg in South Carolina eröffnet. Damit ist der Nobelkarossenhersteller aus München der erste deutsche Automobilbauer, der sich nach dem Abzug von Volkswagen Ende der achtziger Jahre wieder in den USA ansiedelt. Um BMW über den Atlantik zu locken, hat der US-Südstaat viele Zugeständnisse gemacht. Das 100.000 Quadratmeter große Gelände gab es kostenlos, und in den ersten fünf Jahren muß der Konzern nicht mit Steuern rechnen. Auch das Geld für die Schulung der Mitarbeiter wird aus der öffentlichen Kasse bezahlt. Der Staat verstehe sich als Dienstleistungsbetrieb im Interesse seiner Bürger, lobte Helmut Panke, US-Chef der BMW-Holding.
Bei der Ankündigung des Projekts 1992 gab BMW außerdem ganz unumwunden zu, daß auch die wesentlich niedrigeren Lohnkosten in den USA eine Rolle bei der Suche nach dem neuen Standort gespielt haben. Zwölf Dollar Stundenlohn (gut 18,10 Mark) will der Münchner Konzern seinen neuen Mitarbeitern am Band zunächst zahlen; später soll auf 16 Dollar aufgestockt werden. Außerdem gehört voller Krankenversicherungsschutz zum Arbeitsvertrag. Im Vergleich zu vielen anderen Bereichen liegt BMW damit sogar vorn, so daß sich in dem strukturschwachen Gebiet 78.000 BewerberInnen gemeldet haben. Bislang aber bekamen erst 570 einen Arbeitsvertrag – und sie waren ihrem neuen Chef Bernd Pischetsrieder dermaßen dankbar, daß sie ihm den ersten von ihnen produzierten Wagen mit ihren Autogrammen drauf am Dienstag schenkten. Dessen erklärtes Ziel ist denn auch die Mitarbeiterzufriedenheit, die er als beste Garantie für die Abwesenheit der Gewerkschaften hält.
Zur Zeit laufen täglich erst zwölf Autos vom Band, die alle entweder schwarz oder weiß sind. Sobald das Team eingearbeitet ist, soll sich die Zahl drastisch erhöhen und Farbe bekommen: Ende des Jahrzehnts sollen 2.000 Leute auf der Lohnliste stehen und 90.000 Wagen im Jahr produzieren. BMW ist nicht der einzige deutsche Betrieb, der in Spartanburg ein neues Werk eröffnet hat. Auch Bosch, Hoechst und einige mittelständische Betriebe sind bereits in den Genuß der extrem günstigen Investitionsbedingungen gekommen. In der Umgebung des neuen BMW-Standorts haben sich außerdem einige Zulieferer angesiedelt. Hochzufrieden konstatierte ein lokales Wirtschaftsforschungsinstitut denn auch, daß die Verbraucherausgaben im Norden von South Carolina zweistellig gewachsen sind.
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