piwik no script img

156 Mark für zwei Kopien

■ Naturschützer wollen einfacheren Zugang zu Umweltdaten

Bonn (taz) – Wissen ist Macht – und je kostspieliger das Wissen ist, um so weniger Leute werden sich dafür interessieren. Das zumindest scheint die Devise zu sein, nach der die bundesdeutschen Bürokraten Umweltdaten herausgeben. So mußte ein Bürger, der sich beim schleswig-holsteinischen Umweltminister zwei Kopien aus den Akten machen ließ, dafür satte 156,50 Mark hinblättern.

Offensichtlich wollen Behörden die Bürger abschrecken, so der Deutsche Naturschutzring (DNR): „Viel zu selten, zu spät und zu teuer werden diejenigen informiert, die etwas von den Ämtern wissen wollen“, bilanziert DNR- Geschäftsführer Helmut Röscheisen die Erfahrungen mit dem neuen Umweltinformationsgesetz.

In diesem Gesetz vom Juni 94, mit dem die Bundesregierung sehr spät eine entsprechende EU- Richtlinie umgesetzt hat, gebe es zu viele Ausnahmen, so der DNR. Straßenbauämter müssen demnach überhaupt keine Informatinen herausgeben. Und bei laufenden Verfahren haben Bürger keinen Anspruch auf Informationen. „Aber nach Abschluß eines Verfahrens nützt die Information meist nichts mehr“, so Röscheisen.

Die Naturschützer fordern nun eine Reform des Gesetzes. Wie in den USA müßten alle wichtigen Daten ohne Einschränkung herausgegeben werden. Und wie in anderen EU-Staaten üblich sollten die Behören billiger arbeiten. Ihre Hoffnung: Die EU-Kommission hat das deutsche Gesetz bereits als zu bürgerfeindlich kritisiert. Eventuell könnte die Kommission eine Neufassung fordern. Felix Berth

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen