Sanssouci: Vorschlag
■ Katalanische Architektur in Berlin: José Luis Mateo
Von spanischem Design und spanischer Mode ist seit zehn Jahren allerorten die Rede. Ein Vertreter dieser exponierten Architektur, die sich durch hochoffizielle Materialbehandlung und Schlankheit der Form auszeichnet, stellt derzeit einige Projekte der letzten zwei Jahre in der Architekturgalerie Aedes aus: José Luis Mateo. Der 45jährige Katalane gab zwischen 1981 und 1990 die edel gemachte Zeitschrift Quaderns heraus. Für die spanische Nach-Franco-Ära war diese Zeitschrift außerordentlich wichtig, da sie nach einer historischen Besinnungsphase in den siebziger Jahren, in der an die regionalistischen Traditionen angeknüpft wurde, aktuelle Fragen des Städtebaus und der architektonischen Kultur, vor allem in bezug auf die europäischen Metropolen, aufgriff. 1991 gründete Mateo das Büro „MAP Architects“. Seine Arbeit könnte man als urbane Intervention bezeichnen – wobei das, was man in der Galerie Aedes davon sieht, fast beiläufig daherkommt, jedoch nicht minder scharf ist als seine Denkweise. Diese bezieht ihre Determinanten aus der Unübersichtlichkeit der großen Stadt und dem Versuch, der Fragmentarisierung mit operativen Eingriffen zu begegnen: aber nicht um den fragmentarischen Charakter zu befrieden, sondern um ihm eine signifikante Schnittstelle im Stadtkörper zu verleihen. Diese Schnittstelle besetzt Mateo dann mit poetischen oder manifestartigen Körpern, oder er greift programmatisch ein, wobei er mit den vorhandenen Elementen spielt.
Bei seinem Wettbewerbsbeitrag zum Berliner „Lustgarten“ vor Schinkels Museum beispielsweise begnügte er sich mit einem Arrangement, das den Wechsel der Jahreszeiten zum Thema hat. Eine Metallgitterstruktur sollte die Pflasterung ersetzen, durch die hindurch die wechselnden Pflanzungen als Ausdruck der jeweiligen Jahreszeit durchscheinen sollten. Intention war die Schaffung eines „Gartens der Lüste“ im Gegensatz zum „Lustgarten“ als starrer Platzanlage. Eher gebastelt wirkt dagegen sein „Haut und Knochen“-Haus für Den Haag, das wie eine temporäre Containerarchitektur wirkt, aber durchaus in den Kontext des Fragmentarischen paßt. Leider sieht man der Ausstellung wie dem Katalog an, daß sie unter einem enormen Zeitdruck hergestellt wurden und eben auch wie hingebastelt wirken. Der Katalog ist voller Druckfehler, die Abbildungsqualität läßt zu wünschen übrig und die Auswahl und Präsentation der Exponate ist nicht immer glücklich zu nennen. Das ist schade. Mateo schrieb einmal: „Ein Gebäude im Bau ist fast immer schön. Ein vollendetes Gebäude hingegen fast nie.“ Das darf für die Ausstellung aber bitte nicht gelten. Martin Kieren
„José Luis Mateo – Zwei Jahre – Zwei Zeiten 1993–1994“, bis 28.11., Mo–Sa, 10–18 Uhr, Architekturgalerie Aedes, S-Bahnbogen 600 am Savignyplatz, Charlottenburg, Katalog 25 Mark
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