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US-Bosnienpolitik entzweit Verbündete

■ Washington erwägt Militärhilfe, London und Paris beharren auf Embargo

Chartres/Berlin (AFP/AP/taz) – Die USA wollen die bosnischen Regierungstruppen in Zukunft militärisch unterstützen, wenn die bosnischen Serben den Teilungsplan der Kontaktgruppe nicht unterschreiben. Sie stoßen dabei auf Widerstand ihrer Verbündeten Frankreich und Großbritannien. Nachdem die Regierung von US-Präsident Bill Clinton am letzten Wochenende bereits ihre Kriegsschiffe aus der Überwachung des UN-Waffenembargos gegen die Kriegsparteien in der ex-jugoslawischen Republik zurückgezogen hatte, wollen der französische Präsident François Mitterrand und der britische Regierungschef John Major nun eine weitere Aufweichung des Embargos verhindern. Beide Politiker stimmten gestern zu Beginn eines britisch-französischen Gipfeltreffens überein, daß eine weitere Lockerung der Embargokontrolle verhindert werden muß. Mitterrand und Major warfen Washington vor, mit der Entscheidung zum Rückzug aus der Embargoüberwachung „den Europäern die Aufgabe erschwert“ und wenig Rücksicht auf die in dem Konfliktgebiet stationierten UN- Truppen genommen zu haben. Vor Beginn des Gipfeltreffens hatten die Außenminister Alain Juppé und Douglas Hurd über die Lage im Kriegsgebiet mit ihrem russischen Kollegen Andrei Kosyrew gesprochen. Auch die drei Außenminister kritisierten den Rückzug der USA aus der Embargoüberwachung und unterstrichen die Notwendigkeit, die Einheit der Kontaktgruppe, einer Initiative der USA, Rußlands, Frankreichs, Großbritanniens und der BRD zur Beendigung des Krieges in Bosnien, zu wahren.

Auf dem Kriegsschauplatz selbst gingen die Kämpfe unvermindert weiter. Offenbar planen die Angreifer von Bihać eine Teilung der UN-Schutzzone. Gestern nachmittag beschossen zwei serbische Flugzeuge die Stadt in Westbosnien mit einer Rakete. Nach UN-Angaben waren die Maschinen aus dem serbisch besetzten Teil Kroatiens gestartet. Über Schäden und mögliche Opfer war gestern noch nichts bekannt. rr Seite 9

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