Young Girls Network

■ Hamburgs BücherFrauen steckten ihre Positionen ab

Kann ein Buch über die Anfänge weiblichen Radfahrens noch als Frauenliteratur gewertet werden? Oder zählt dazu mittlerweile nur noch Susie Sexperts Sexwelt für Lesben? Was hat sich geändert in der „Frauenbuchszene“ seit ihrer Etablierung in den 70er Jahren? Die BücherFrauen e.V. - women in publishing wollen „Kontinuität und Wandel in Frauenbuchreihen und Frauenverlagen“ unter die Lupe nehmen. Am Montag luden sie ins Literaturhaus, und viele Frauen kamen. Auf dem Podium diskutierten sechs Lektorinnen und Verlegerinnen von kleineren Unternehmungen wie dem Frauen/Lesben-Verlag Krug und Schadenberg bis hin zu Vertreterinnen von Mainstream-Verlagen wie Fischer und Piper.

Die BücherFrauen haben es sich zum Ziel gesetzt, dem „old-boys-network“, das seine Entscheidungen – ohne Frauen – abends in Kneipen trifft, ein „young-girls-network“ entgegenzusetzen. Daß es so eine Institution gibt, sagt sicher schon einiges über das veränderte Selbstverständnis von Frauen in der Buchbranche. Für Frauen, die im Buchbereich Karriere machen wollen, bildet sie sicherlich eine sinnvolle Einrichtung und ein Stück praktizierte Emanzipation.

Leider war dieser Abend ein wenig zu pragmatisch. Weder über die inhaltlichen Veränderungen noch darüber, wo es denn mal hingehen soll mit der Frauenliteratur, wurde erschöpfend diskutiert. Der Status quo wurde beschrieben, und das war nicht genug.

Die Positionen waren schnell abgesteckt: Die Vertreterinnen der großen Verlage (Renate Dörner von Piper und Gisela Krahl von Rowohlt), bei denen Frauenliteratur in Form von Buchreihen verlegt wird, können es sich vorstellen, daß diese Bücher genausogut in anderen Sparten Platz finden könnten; aber „solange der Vertriebsspezialist sagt, es läuft, so lange haben wir eine Extra-Frauenreihe“. Lektorinnen in feministisch-ambitionierten Frauenverlagen wie der Frauenoffensive (Hilke Schlaeger) sehen das natürlich anders. Für sie wäre es „schlimm, wenn Frauenliteratur als Sparte aufgelöst würde“.

Die Vertreterin des Großverlages muß auf die Auflage achten und bringt Lustig-Ironisches an die Frau; die des kleinen Verlages muß „entweder das erste Buch zum Thema oder das beste“ bringen (Antje Kunstmann vom Kunstmann-Verlag). Der „Hetera“ geht es am Beispiel einer amerikanischen Zeitungs-Korrespondentin im Nachkriegseuropa um deren scharfsinnigen Blick auf die zerstörte alte Welt und nicht darum, daß sie lesbisch war. Die Lesbe hat Angst vor einer „Verwischung der Geschlechterverhältnisse“ – und erntet dafür Beifall –, wenn Frauen nur noch als Autorin oder Berichterstatterin wahrgenommen würden.

Alle unterliegen den Gesetzen des Marktes, daran besteht kein Zweifel. Also war man sich einig, daß Geldverdienen nicht unanständig sei – und unterhaltsame Literatur auch nicht. Gestritten wurde kaum. Das war schade. Wo es um Inhalte ging und es damit auch für die Zuhörerinnen hätte spannend werden können, wurde die Diskussion abgebrochen.

Birgit Maaß