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Synagogen-Prozeß: Angeklagte schildern Kindheit und Jugend

Die vier jungen Männer, die sich vor dem Oberlandesgericht (OLG) Schleswig wegen des Brandanschlags auf die Lübecker Synagoge verantworten müssen, kommen aus zerrütteten Familien, in denen Alkohol meist eine große Rolle spielte. Die Angeklagten im Alter zwischen 20 und 25 Jahren, denen die Bundesanwaltschaft fünffachen Mordversuch sowie schwere Brandstiftung vorwirft, schilderten gestern ihre Kindheit und Jugend.

Die einzige Erinnerung an seinen 1986 infolge Alkoholerkrankung verstorbenen Vater sei, „daß er uns oft losgescheucht hat, um Schnaps zu holen, und wenn wir nicht pünktlich zurück waren, wurden wir geschlagen“, sagte Stephan Marcus Westphal (25). Er selbst habe als 16jähriger mit dem Trinken begonnen, „in der schlimmsten Zeit 20 bis 30 Dosen Bier pro Tag“.

Wegen Spannungen in der Familie und 50 000 Mark Schulden aufgrund seiner Spielsucht habe er vier Selbstmordversuche hinter sich, berichtete Dirk Brusberg (22), der einzige Angeklagte mit einem regulären Hauptschulabschluß. Alkohol habe er nicht getrunken, versicherte der junge Mann, der bis zu seiner Festnahme als Warenhausdetektiv bei einer Sicherheitsfirma beschäftigt war und dort heute noch angestellt ist. Brusberg und Westphal streiten die Tatbeteiligung ab.

Geständig sind die beiden 20jährigen, von denen Boris Sven Holland-Moritz sagte, er habe als 14jähriger zu trinken begonnen: „Viel zu viel wurde das, oft ging eine ganze Palette Bier drauf am Tag.“ dpa

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