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■ Rosi Rolands Bremer GeschichtenKrönings Bonner Nebensätze

Zu Hause waren sie große Leuchten, in Bonn sind sie nur noch kleine Lichter. Sieben BremerInnen sitzen im neuen Bundestag, aber nur zwei davon – Bernd Neumann und Ilse Janz – können sich einigermaßen zu Hause fühlen, haben sie Wohnung, Büro und Kontakte doch bereits in der letzten Legislaturperiode gefunden. Von den anderen fünf hat lediglich die Grüne Marieluise Beck Bundestagserfahrung.

Auf richtig prominentem Posten sitzt nur Bernd Neumann. Der Bremer CDU-Chef hat seinen gutbezahlten Job als Parlamentarischer Staatssekretär in die neue Legislaturperiode hinüberretten können, und kann sich neben der Forschung und Technologie jetzt sogar auch noch die „Zukunft“ aufs Visitenkärtchen drucken lassen. Die Bremer PDS-Abgeordnete Heidi Knake-Werner hat als Stellvertreterin von Gysi-Superstar immerhin einen vorderen Platz ihrer Gruppe im hinteren Drittel des Plenarsaals einnehmen können.

Auch Volker Kröning und Konrad Kunick müssen sich nicht auf die harte Hinterbank setzen – jedenfalls nicht, wenn sie früh aufstehen. In Bonn ist nämlich nur die erste Reihe jeder Fraktion reserviert, die restlichen Abgeordneten können sitzen, wo Platz ist. Doch anschließend muß Kunick in seinem Abgeordnetenbüro stehen: ein Telefon ist zwar schon da, Tisch und Stühle aber fehlen noch.

Noch unglücklicher ist Volker Krönings Einstand ausgefallen. Als die SPD-Fraktion zum ersten Mal zusammensaß und sich „die Neuen“ mit ein paar Sätzen kurz vorstellen sollten, da hob Kröning, zu einem viertelstündigen Grundsatzreferat an. Thema so etwa: die Bedeutung der Sozialdemokratie im nächsten Jahrtausend.

Die Genossen verstanden und dankten es dem Bremer mit der Delegation in den Finanzausschuß des Bundestages. Dort darf er künftig kontrollieren helfen, ob die Bundesregierung auch macht, was der Haushaltsausschuß beschlossen hat. Das wäre natürlich eigentlich der richtige Platz für Krönings weltverändernde Vorstellungen gewesen, doch der Fraktionsvorstand möchte die Sache doch lieber Ilse Janz anvertrauen.

Die kann zwar nicht so lange Nebensätze bilden wie der ehemalige Bremer Finanzsenator, hat dafür aber offenbar die besseren Beziehungen.

Entschieden ist das alles natürlich noch nicht, aber die Bonner Politik wird sich schon an die Gerüchte halten, die bereits bis Bremen vorgedrungen sind – glaubt jedenfalls

Rosi Roland

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