: „Der Abschluß alleine bringt's nicht“
■ taz-consulting gemeinsam mit dem Arbeitsamt / Fünf Ratschläge für berufsbezogenes Studium / Ohne Hemmungen jedes Vitamin B gnadenlos nutzen
„Das Wort ,Arbeitsamt' ist immer noch negativ belegt“, weiß Lothar Schaeffer von der Berufsberatung für Abiturienten und Hochschüler aus Erfahrung. Deshalb warten er und seine Kollegen nicht, bis ihre Klientel in die Behörde kommt, um Arbeitslosengeld zu beantragen. Statt dessen gehen sie selbst in die Berliner Unis – oder, jetzt zum ersten Mal, in die taz. Immerhin (oder nur) 13 angehende, derzeitige und ehemalige Studierende fanden unlängst zum taz-consulting in die Kochstraße. „Wir haben Leute erreicht“, freut sich Berater Schaeffer, „die sonst nicht zum Arbeitsamt kommen.“ In der Mehrheit waren es Studierende, die sich über mögliche Schwerpunkte oder einen Abbruch ihres Studiums informierten. Andere wollten nach abgeschlossener Berufsausbildung ein Studium beginnen oder hatten das Examen gerade hinter sich und suchten Fortbildungsmöglichkeiten.
Arbeitsamts-Mitarbeiter Klaus Tuch rät, „vom ersten Tage an in dem Bewußtsein zu studieren: Der Abschluß alleine bringt's nicht.“ Daher gibt er den Studierenden fünf Ratschläge. Zum einen sollten sie im Studium Schwerpunkte bilden, also etwa bei Diplomstudiengängen Betriebswirtschaftslehre als Wahlpflichtfach hinzunehmen. Zweitens kann bei Lehramts- und Magisterstudiengängen schon die Fächerkombination über die Berufsaussichten entscheiden. Begehrte Nebenfächer wie Deutsch als Fremdsprache bieten sich an. Dazu sollten, drittens, Zusatzqualifikationen kommen, die „vom Führerschein bis zu Management- Teilzeitstudiengängen“ reichen können. Auch Fremdsprachen und EDV-Kenntnisse gehören in diese Kategorie.
Das alles nutzt wenig ohne, viertens, die studienbegleitende Praxis. In viele Studiengänge sind Praktika bereits integriert oder werden dringend empfohlen. Aber gerade in den Magisterfächern, wo sie angesichts eines diffusen Qualifikationsprofils am nötigsten wären, sind sie noch am wenigsten verbreitet. „Es ist Aufgabe der Berufsberatung, so etwas zu initiieren“, meint Tuch und kann – etwa bei den Germanisten der Freien Universität – schon auf erste Erfolge verweisen.
Einen zusätzlichen Pluspunkt verschafft schließlich ein Auslandsaufenthalt, der künftigen Arbeitgebern neben Fremdsprachenkenntnissen auch Flexibilität signalisiert.
Für die Jobsuche nach dem Examen gibt es dann drei klassische Strategien. Neben der Bewerbung auf eine Ausschreibung und der Initiativbewerbung „auf Verdacht“ favorisiert Tuch die dritte Variante, das in Verruf geratene „Vitamin B“. Auch darum muß man sich freilich schon während des Studiums bemühen: „Beziehungen kann man aufbauen.“ Dabei sind Hemmungen allerdings fehl am Platze: „Sie sollten jeden Kontakt gnadenlos nutzen.“ Ralph Bollmann
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