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Die literarische Woche

Dienstag:Ginka Steinwachs bezeichnet sich selbst als „Glückssucherin, Performancekünstlerin und Schriftstellerin“. In Hamburg ist sie weiß Gott keine Unbekannte. Wäre es erlaubt, sie als unverkrampfte Feministin zu bezeichnen? Die Bezeichnung Strukturalistin geht auf keinen Fall fehl. 1970 promovierte sie mit Mythologie des Surrealismus. Seit Ende der 70er Jahre schreibt sie hochartifizielle Prosabücher, die als schwierig gelten. Es ist halt so: Über die Beziehung von Sprache zu Wirklichkeit und Unbewußtem läßt sich nicht einfach schreiben. Menschen, die sie schon einmal lesen gehört haben, versichern, daß ihr kunstvoller Vortrag auch weniger geübten Lesern einen Zugang zu ihren Texten eröffnet. Zentralbibliothek, Große Bleichen 27, 19.30 Uhr

Mittwoch: Sie ist vielleicht die Senkrechtstarterin der letzten zwei Jahre. Als ihr Roman Erst grau dann weiß dann blau im vergangenen Jahr im Rahmen des Niederlande-Schwerpunkts auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt wurde, sorgte er bei der Kritik für schieres Entzücken. Mit ihrem neuen Roman Der Virtuose gewinnt sie jetzt auch ein breites Lesepublikum, und die Journalisten geben sich ihre Haustür in die Hand. Margriet de Moor ist sicher ein gelungenes Beispiel dafür, sich mit dem Debüt lieber Zeit zu lassen – sie zog erst ihre Kinder groß –, um dann im richtigen Moment zuzuschlagen. Fachhochschule für Bibliothekswesen, Grindelhof, 19.30 Uhr

Auch diese Woche gibt es sie noch, die fast schon zum selbstverständlichen Kulturangebot zählenden Ziegel-Lesungen. Diesmal ist unter dem Titel Blutfleck auffe Häkeldecke Satirisches an der Reihe. Es lesen Michael Batz, Dietmat Bittrich, Bernhard Lassahn und Wolfgang Sieg. Mit dieser Veranstaltung ist denn der diesjährige Hamburger Ziegel auch ausgeschöpft. Kampnagel, K1, 20 Uhr

Donnerstag: Diese Literaturwoche der interessanten Frauen setzt Herta Müller nahtlos fort. Über ihren 1992 erschienenen Roman Der Fuchs war damals schon der Jäger stand in der taz zu lesen: „Gerade weil Müller in der ersten Hälfte des Buches die politischen Verhältnisse nur streift, gelingt es ihr, die mentalen Verwüstungen der Diktatur sichtbar zu machen. Sie spürt ihnen noch in den feinsten Verästelungen des Privaten nach.“ In ihrem neuen Roman Herztier zeigt sie, so die österreichische Die Presse, „wie das tausendfach verschlissene Erzählen aus der Kind- und Vergangenheit beim tausendundersten Mal wieder atemberaubend sein kann“. Galerie im Atrium, Bernstorffstr. 93, 20 Uhr

Die Darstellung des Potentials der Aufzeichnungsformen sich bewegender Bilder ist das Ziel, das Klaus Wyborny mit einem Vortrag erreichen will. Wie wird die bewegte Bildkunst der Zukunft aussehen? Mit Ausschnitten aus dem Video Aus Scriabins Grab geht es um die Klärung dieser Frage. Vom 4.12. an werden im Alabama dann die Filme des Autors zu sehen sein. Literaturhaus, Schwanewik 38, 21 Uhr

drk

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