So oder so kaputt

Der Fall Jäkel(s): Streit um Macht und mittelschwerer Amigoismus bringen das Eishockey-Wirtschaftsunternehmen DEL in eine schwere Krise  ■ Von Peter Unfried

Berlin (taz) – Vergliche man mit Bananen, die andere an einem anderen Ort der Republik verschachern, verschieben und so weiter, dann wäre jene „Affäre“, die derzeit das deutsche Eishockey mächtig schüttelt, allenfalls von unterem Kommunalniveau. Vordergründig geht es um Geld, das ist wahr, offensichtlich aber auch darum, im Jahr eins der Ökonomisierung und Professionalisierung des deutschen Eishockeygewerbes nachdrücklich zu demonstrieren, wie man ein vom zahlenden Publikum bereitwillig empfangenes Produkt binnen kürzester Zeit frei- und mutwillig diskreditiert.

Daß es in der inzestuösen Branche von Inhabern doppelter und dreifacher Positionen wimmelt, ist hinlänglich bekannt. Daß der DEB-Direktor und DEL-Geschäftsführer Franz Reindl ein Amigo des DEL-Präsidenten und obersten DEL-Gesellschafters Ulf Jäkel (nebenbei Vereinspräsident in Kaufbeuren) ist? Geschenkt. Daß Reindl als Hauptamtlicher nun jene Spesenrechnungen von Ulf Jäkel bereitwillig abzeichnet, die der sich nach zwar eigenen, aber nicht erwiesen unlauteren Kriterien genehmigt? Kein Grund eigentlich für die Haupt-Jäkel- Feinde, die DEB-Vizepräsidenten Wolfgang Bonenkamp (Düsseldorf und DEG) und Gottfried Neumann (Augsburg und AEV), sich aufzuregen: Die beiden Herren zeichnen sich ihre Spesen gegenseitig ab.

Aber bitte: Wegen persönlicher Bereicherung ermittelt der Kontrollausschuß zwar nun auch gegen die vormaligen Ankläger, doch geht es seit gestern darum nicht mehr. Ging es nie. Eigentlich geht es darum, Jäkel loszuwerden, jenen Kaufbeurer Steuerberater, der sich in wenigen Jahren mit viel persönlichem Engagement darum bemüht hat, die Sportart aus amateurhaften Strukturen herauszuholen. Zur weiteren Optimierung hatte er, zumindest nicht auf ausdrücklichen Wunsch der Vereine, die Deutsche Eishockey Liga installiert. Und deren Präsidenten, von denen ein paar öffentlichkeitsinteressierte Patriarchen sind, haben erst spät mitgekriegt, auf was sie sich da eingelassen haben. Auf eine GmbH nämlich, deren Gesellschafter nicht sie sind, sondern der DEB. Was zur Folge hat: Die Herren, die bisher immer in Ruhe vor sich hinwurschtelten, werden nun – in bescheidenem Maße wohl, aber doch – auf Geschäftsgebaren und Liquidität überprüft. Bis vor wenigen Wochen von der Gesellschaft OTG in Marktoberndorf, mit der Ulf Jäkel zunächst „nichts zu tun“ hatte, die er einerseits längst verkauft hat, oder an der er andererseits mit allerhöchstens 10 Prozent beteiligt sein könnte.

Richtiges Geld wird anderswo verloren. Die zugesagten Millionen aus einer zentralen DEL-Vermarktung fehlen noch. Die Liga, findet ihr Hauptkritiker, der Krefelder Präsident Urban, habe zu viele Vereine. Die, die rausmüßten, finden das aber nicht. Verantwortlich ist jedenfalls Jäkel, der das Ganze mit Reindl erfunden hat. Ist der weg, soll die Macht zu den Vereinen zurück.

Nicht zu vergessen ist auch jener Krieg, den der stets sich benachteiligt fühlende Westen (Bonenkamp) gegen den Eishockey-Süden (Jäkel, Reindl) führt. Das nimmt skurrile Formen an, wenn etwa der machtinteressierte Bonenkamp den Düsseldorfer „Sportinformationsdienst“ mit Neuigkeiten versorgt, während Jäkel sich ausgleichend um die Hamburger dpa persönlich bemüht. Augsburg steht im übrigen hinter Bankier Gottfried Neumann (Augsburg), dessen genaue Interessen unbekannt sind. Nur das um seine Minimalauflage besorgte Kleinstfachblatt Sportkurier hält sich raus. Dort regiert im übrigen einer, den Jäkel jüngst zum neuen DEB-Pressesprecher auserkoren hat.

Der Kontrollausschuß im DEB, der als gemäßigt Jäkel-freundlich galt, hat nun am Sonntag eine außerordentliche Mitgliederversammlung und Neuwahlen empfohlen. Das allerdings dürfte Ulf Jäkel nicht genehm sein: Im Moment wäre mit seiner Abwahl dringend zu rechnen. Andererseits: In seinem Büro in München sitzt dieser Tage traurig Franz Reindl. Der sagt, es spiele mittlerweile keine Rolle mehr, ob Jäkel (und damit auch er) gehen muß oder nicht und wer nun als Sieger aus dem Stammtischstreit hervorgehen mag. Verloren haben, auch wenn ihnen das erst langsam dämmern mag, alle: Vereine, Verband, Sportart. Diese DEL, wie er sie voller Optimismus und guten Glaubens konzipiert hatte, sagt Reindl, die sei nun so oder so kaputt.