: Glücksbringer für den Umweltschutz
■ SchornsteinfegerInnen steigen den Leuten aufs Dach - nicht mehr mit dem Besen, sondern mit dem Meßgerät / Häuslebauer schätzen die neutrale BeraterIn
Große Brandkatastrophen verwüsteten im Mittelalter ganze Städte. Damals begannen die Räte anzuordnen, daß die Schlote regelmäßig gekehrt werden müssen. So entstand der Beruf des Kaminfegers, der fortan als Glückbringer galt, weil er Leben rettete.
Heute verrußen die Kamine nicht mehr so wie früher. Daher sieht man die SchornsteinfegerIn immer seltener mit dem Kehrgerät, sondern statt dessen mit einem Koffer voller Meßgeräte von Haus zu Haus ziehen. Durch die Abgas-Wege-Überprüfung beispielsweise stellen sie fest, ob giftiges Kohlenmonoxid in der Luft liegt. Sie achten zudem auf unnötige Emissionen.
Der Bundesinnungsverband gibt für 1993 stolz bekannt: Die Umweltentlastung durch die SchornsteinfegerIn betrug 400.000 Tonnen Kohlendioxid, 310 Tonnen Stickoxide sowie 290 Tonnen Schwefeldioxid. Es wurden 115 Millionen Liter Heizöl gespart und 60 Millionen Kubikmeter Erdgas. „Damit lassen sich 85.000 Einfamilienhäuser beheizen“, rechnet Peter Brinkmann vom Bundesverband vor. Kein Wunder, daß die Feuerhüter von immer mehr Häuslebauern als neutrale BeraterIn geschätzt werden.
„Interesse an mathematisch-naturwissenschaftlichen Zusammenhängen und technisches Verständnis braucht man für diesen Beruf“, sagt Kaminfegerin Patrizia Bönisch. Seit über zehn Jahren wartet die junge Frankfurterin auf einen eigenen Kehrbezirk. „Das ist die Regel“, erläutert Peter Brinkmann. Nach dreijähriger Lehre und ebensolanger Gesellenzeit können die Anwärter ihren Meister machen und sich danach auf eine Warteliste setzen lassen. In der Zwischenzeit bleiben sie weiterhin bei einem der 8000 Bezirksmeister oder ihren acht Kolleginnen angestellt.
Weitere Informationen: Bundesverband des Schornsteinfeger-Handwerks, Westerwaldstr. 6, 53757 Sankt Augustin, Tel: 02241/34070. Zentralverband deutscher Schornsteinfeger e.V., gewerkschaftlicher Fachverband, Poststr. 73, 53840 Troisdorf, Tel: 02241/73585.
Übrigens: Ab sofort werden in jeder Ausgabe des ÖKO-TEST-Magazins grüne Berufe vorgestellt.
Martina Arnold
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