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Klinikfusion perfekt

■ Wissenschaftsausschuß beschließt die Zusammenlegung der Unikliniken Charite und Virchow / Opposition dagegen

Der Wissenschaftsausschuß des Abgeordnetenhauses hat gestern mit den Stimmen der CDU- und SPD-Fraktion und unter vehementem Widerspruch von FDP, Grünen und PDS endgültig die Fusion der Universitätsklinika Charité und Rudolf Virchow beschlossen. Das Parlament wird den Gesetzentwurf und einen ergänzenden Entschließungsantrag Ende der Woche verabschieden.

Damit wird das Virchow-Klinikum zum 1. April 1995 von der Freien Universität an die Humboldt-Universität verlagert. Zum 1. Oktober 1997 werden die medizinischen Fakultäten von Virchow und Charité zur „Medizinischen Fakultät Charité“ zusammengelegt, und als letzter Schritt fusionieren zum 1. Januar 2000 die beiden Unikliniken.

Insgesamt sollen an den drei Unikliniken 500 Betten abgebaut werden. Der Charité bleiben 1.200 Betten, der Rudolf-Virchow-Klinik 1.250 und dem Uniklinikum Benjamin Franklin 1.300 Betten. Für den Ausbau und die Modernisierung soll die Charité in den nächsten zehn Jahren 800 Millionen Mark erhalten. CDU- und SPD-Fraktion würden sich an diese Absichtserklärung auch nach der Wahl 1995 gebunden fühlen, betonte Wissenschaftssenator Manfred Erhardt (CDU). Der Abbau der Betten soll im Zuge der Personalfluktuation realisiert werden. Erhardt setzte sich mit seiner Linie durch, daß aufgrund der Fusion keine Personalüberhänge entstehen werden. Infolge des Bettenabbaus fallen an den drei Kliniken insgesamt rund tausend Stellen weg.

Bis zum Jahr 2004 soll die Zahl der Studienanfänger im Fach Medizin von jährlich 1.000 auf 600 realisiert werden. Bedenken der Bündnisgrünen, daß dies verfassungswidrig sei, wies Erhardt zurück. Um zu vermeiden, daß sich StudentInnen über das Verwaltungsgericht einklagen, wolle die Senatsverwaltung für Wissenschaft gemeinsam mit den Universitäten einen Stufenplan erarbeiten. Dabei werde die Stellenzahl einschließlich der Überhangstellen die Aufnahmekapazität bestimmen, sagte Erhardt.

Die FDP kritisierte, daß die Fusion „nichts anderes als die Grundlage eines weiteren dramatischen Abbaus“ von Betten an den Unikliniken darstelle. Dorothee Winden

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