: Es kann jeden treffen
■ Richard Dewes, 46, neuer Innenminister von Thüringen, wurde von Skins angemacht
Wie gut, daß der Innenminister ein Handy in der Tasche hat, wenn die Glatzen kommen. Die Telefonnummer 110 rettete Richard Dewes, SPD, davor, daß sein Zusammentreffen mit rechten Skins am Freitag abend an einer Straßenbahnhaltestelle in Erfurt (Süd) böse endete.
taz: Das Ereignis entbehrt ja nicht einer gewissen Komik. Ausgerechnet der neue thüringische Innenminister wird Opfer eines rechtsradikalen Angriffs.
Richard Dewes: Den Tätern war doch nicht bekannt, daß ich der Innenminister bin. Das hätte jedem Bürger, jeder Bürgerin widerfahren können.
Was ist Ihnen zugestoßen?
Zwei hatten mich am Kragen gepackt und mich beleidigt. Sie haben „Bumser“ und „Schlipsmann“ gesagt und mich geschubst.
Weil Sie sehr gut gekeidet waren, wurden Sie Opfer?
Ja, das glaube ich. Ich hatte sehr gute Sachen an.
Haben Sie das Gespräch mit ihnen gesucht?
Nein, das konnte nicht zustande kommen, die haben nur geschrien. Es war sehr laut und bedrohlich.
An der Haltestelle warteten auch noch andere. Ist Ihnen jemand zur Hilfe gekommen?
Nein, darum hat sich niemand gekümmert. Die beiden, die da noch standen, waren ja auch sehr jung.
Haben Sie sich gewehrt?
Nein, ich bin nur zurückgewichen und habe überlegt, daß ich mich nur durch Flucht werde entziehen können.
Die Polizei kam rasch.
Ja, sie hat aber die Täter bis heute nicht feststellen können.
Neben den persönlichen, welche politischen Schlüsse ziehen sie aus dem Erlebnis?
Ich bin ja auch Mitautor des Programms „Innere Sicherheit“ der SPD. Wir müssen den Druck auf diese rechten Szenen massiv verstärken. Da muß jetzt in den Innenstädten verstärkt Fußstreife eingesetzt werden.
Repression als Patentrezept?
Nein, aber Treffs von Skins sind im Vorfeld polizeilich zu kontrollieren. In dieser Szene ist Repression noch wichtiger als Prävention.
Was würden Sie tun, träfen Sie einen der Angreifer auf der Straße?
Anzeigen würde ich den. Interview: Annette Rogalla
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen