: Teurer Telefon-Sex
■ Die Telekom ist möglicherweise um Millionen von Mark betrogen worden
Berlin (taz/dpa) — An 14 Stellen im ganzen Bundesgebiet klopften gestern Staatsanwälte an die Tür. Sie versuchen Beweismaterial gegen zehn Leute zu sammeln, die die Telekom möglicherweise um Millionenbeträge geprellt haben. Auch zwei Mitarbeiter der Telefongesellschaft stehen unter Verdacht; einer von ihnen hat nach einer Nacht in Polizeigewahrsam bereits gestanden. Der Kölner Oberstaatsanwalt Jürgen Fröhlich aber vermutet, das noch weitaus mehr Menschen zu dem Netz gehören. Was genau passiert ist, kann oder will er noch nicht erklären.
Ein Telekomsprecher vermutet, daß sich die Täter auf Leitungen aufgeschaltet haben, die die Telekom bisher an keinen Teilnehmer vergeben hat. Mit diesen telefonierten sie dann fleißig ins überseeische Ausland — ohne zu bezahlen. Aber es ging ihnen nicht einfach um die Einsparung von Telefongebühren, sondern um die Provision von Telefondiensten.
Auf den Antillen beispielsweise gibt es Sexdienste, bei denen 24 Stunden am Tag Stöhn- und Hechellaute vom Tonband abgespielt werden. Die Telefoneinheit bei solchen Anrufen ist wesentlich höher als bei einem normalen Gespräch. Der Anbieter kassiert von der nationalen Telefongesellschaft, die wiederum der deutschen Telekom den Betrag zusätzlich zu ihren eigenen Gebühren in Rechnung stellt. Normalerweise zahlt der Anrufer — in diesem Fall aber wahrscheinlich die Telekom. Den Betrügern aber ging es vermutlich nicht um ein zweifelhaftes Sexvergnügen. Sie arbeiteten vielmehr mit den Anbietern der Stöhnarien zusammen und kassierten von diesen für die hohe Frequentierung ihrer Leistung eine Provision. Auf die Spur gekommen ist ihnen die Staatsanwaltschaft vermutlich über einige Hacker, gegen die im Zusammenhang mit einem Betrug an der US-Telefongesellschaft MCI ermittelt wird. Dabei sind 80 Millionen Mark Schaden entstanden, indem Computerfreaks einen schwunghaften Handel mit den Geheimnummern von in den USA üblichen Telefonkarten betrieben. Annette Jensen
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