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„Ich würde dir ja gerne helfen, aber...“

■ betr.: „Die Diktatur der Sozialar beiter“, taz vom 3. 12. 94

Lieber Henryk M. Broder, schon lange nicht mehr so geschmunzelt wie über Ihre vortreffliche Polemik über die „Diktatur der Sozialarbeiter“!

Griffige Formulierungen wie „sie schwimmen in fremder Leute Elend wie Aale in einem Schiffswrack“ oder das sehr anschauliche Bild von „der Gesellschaft als großer Sozialstation“ ließen mich begeistert applaudieren. Und die von Ihnen so bezeichnete Technik der „teilnahmslosen Teilnahme“: wem ist sie noch nicht widerfahren? In Floskeln daherkommend wie: „Ich würde dir ja gerne helfen, aber ... (ich tue es nicht)“, ist sie sicherlich jedem von uns schon einmal begegnet. So weit, so gut also.

Doch Nachdenklichkeit stellt sich bei mir ein, wenn so nirgends in Ihrem Text die Rede von Hilflosigkeit, Überforderung, Ohnmacht ... der Helfer die Rede ist (der „echten“, wirklichen Helfer wohlgemerkt, nicht deren Karikaturen). Auch das gehört zu sozialarbeiterischem Alltag – einem Alltag, der im übrigen wesentlich schlechter entlohnt wird als die Arbeit der Kritikaster.

Doch über diese „dunkle“ Seite der Sozialarbeit läßt sich nur schwerlich polemisieren – oder? Wolfgang Leiberg, Marburg

Was soll das gewesen sein? Wer hat da jetzt für wen und v.a. für was herhalten müssen? Eine Kritik an der Sozialarbeit auf der Medienseite?

Was haben Margarethe Schreinemakers u. Co. mit der sozialen Arbeit zu tun? Voyeurismus/Exhibitionismus in den Medien sind nicht gerade neue Phänomene, aber wo der Zusammenhang zu der behaupteten ach so großen Macht der SozialarbeiterInnen sein soll, diese erhellende Einsicht bleibt uns Henryk M. Broder schuldig.

Statt dessen wird ein lauwarmer Aufguß abgestandener Totschlagargumente als Polemik verkauft; unter dieser aufklärerisch-intellektuellen Flagge darf man alles behaupten und braucht schließlich nichts mehr zu begründen. [...] Kerstin v. Borcke, Schönfeld

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