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Doch noch deutscher Tornado-Einsatz?

■ Kohl nicht prinzipiell gegen Beteiligung in Ex-Jugoslawien / Mögliche Unterstützung bei einem Blauhelm-Rückzug / Klose dafür, Fischer dagegen

Bonn (dpa/taz) – „Unter ganz bestimmten Umständen“ will Bundeskanzler Helmut Kohl dem Einsatz deutscher Tornado-Kampfflugzeuge in Ex-Jugoslawien zustimmen. In einem ZDF-Interview erklärte Kohl, der Einsatz könne nötig werden, um den eventuellen Rückzug von Blauhelm-Soldaten „abzuschirmen“. Zur Sache könne er jedoch nur nach Rücksprache mit dem Parlament entscheiden, wenn eine konkrete Anforderung vorliege. Kohl erneuerte seine Ablehnung, deutsche Kampfverbände nach Ex-Jugoslawien zu entsenden. Es gebe „gute historische Gründe“, dies abzulehnen.

SPD-Bundesgeschäftsführer Günter Verheugen und der als EU-Administrator in Mostar eingesetzte SPD-Politiker Hans Koschnick plädierten am Wochenende für politische Lösungen im Bosnien-Konflikt. „Hilfe ja, Kriegführung nein“, sagte Verheugen bei einer SPD-Veranstaltung. Koschnick betonte, Bonn dürfe sich nicht „stückweise“ in einen Konflikt hineinziehen lassen, „den wir gemeinsam nicht wollen“.

Im Gegensatz zur Linie der SPD-Parteiführung sprach sich Bundestagsvizepräsident Hans- Ulrich Klose (SPD) für einen möglichen deutschen Tornado-Einsatz in Bosnien aus. „Ich kann es nicht für humanitär und moralisch halten, sich herauszuhalten und zuzugucken, wie anderswo Leute bestialisch umgebracht werden“, sagte Klose dem Spiegel. Auch bei einer möglichen Evakuierung der Blauhelme könnten sich die Deutschen nicht einfach heraushalten.

Der Fraktionschef der Grünen, Joschka Fischer, lehnte jede deutsche Beteiligung, auch bei der Evakuierung von Blauhelmen, ab. „Unsere Geschichte bis hinein in die Gegenwart spricht dagegen, daß deutsche Soldaten mit der Waffe in der Hand oder mit Kampfbombern im ehemaligen Jugoslawien eingreifen. Wir sollten den Serben keinen Propagandaerfolg liefern“, erklärte Fischer gegenüber Bild am Sonntag. Etwas anderes sei der humanitäre Einsatz der Bundesluftwaffe zur Versorgung der bosnischen Bevölkerung.

Bundeswehr-Generalinspekteur Klaus Naumann sagte der Welt am Sonntag zu einer möglichen Unterstützung eines Abzugs der UN-Blauhelmtruppen durch Nato-Einsatzkräfte, er könne sich in diesem Fall „schwer vorstellen, daß wir Deutschen dann nur zuschauen“. Eine Beteiligung deutscher Bodentruppen lehnte Naumann ab.

Auf dem EU-Gipfel in Essen war am Samstag eine Erklärung verabschiedet worden, die sich gegen einen Abzug der UN-Truppen aussprach. Der Friede könne nur durch eine Verhandlungslösung herbeigeführt werden, hieß es in dem Text. Siehe auch Seite 8

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