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Sicherheit ist weg

■ Theater sollen nun doch die versprochenen Zuwendungen erhalten / Streit der Vorwoche hat viel Porzellan zerschlagen

Große Pause bei der neuesten Berliner Provinzposse. Der Vorsitzende des Hauptausschusses im Abgeordnetenhaus, Klaus Franke (CDU), hat den Berliner Privatbühnen zugesagt, daß der Senat auch künftig für die alljährlich anfallenden Tariferhöhungen bei den festangestellten Mitarbeitern aufkommt. Zwei CDU-Abgeordnete hatten letzte Woche überraschend Zweifel an dieser „Tarifvorsorge“ angemeldet und damit die längst ausgehandelten Verträge über die Höhe der Zuwendungen für die Berliner Privattheater blockiert. Die Entscheidung des Hauptausschusses wurde auf den 18. Januar vertagt. Kurzzeitig schien das ganze, in mehrjährigen Verhandlungen erarbeitete neue Theaterfinanzierungsmodell gefährdet.

Bei den betroffenen Bühnen brach helle Panik aus. „Ein Irrenhaus“, jammerte Jürgen Schitthelm, Direktor der Schaubühne am Lehniner Platz – und spielte seinen höchsten Trumpf aus: „Dann muß ich am 19. Januar Konkurs anmelden.“ Für die Schaubühne würde der Wegfall der Tarifvorsorge einer jährlichen Etatminderung von 660.000 Mark gleichkommen.

Klaus Franke versprach daraufhin eine positive Entscheidung am 18. Januar und sagte außerdem zu, daß die daran gekoppelten Zuwendungsverträge wie vorgesehen für den 1. Januar abgeschlossen würden. Neben der Schaubühne sind das Hebbel-Theater, das Theater des Westens, das Grips-Theater und das Renaissance-Theater davon betroffen.

So ganz traut Horst Filohn, Geschäftsführer des Renaissance- Theaters, dem Frieden noch nicht. „Ich glaube erst an solche Sachen, wenn sie schwarz auf weiß auf dem Tisch liegen. Es wurden schon so viele Zusagen gemacht, die nicht gehalten worden sind – wir fühlen uns da eher unsicher.“ Die Notwendigkeit zu sparen sieht er dabei durchaus ein: „Die Zeiten sind endgültig vorbei, wo wir einfach alles vom Senat verlangen konnten.“

Aber die Belastungsfähigkeit der Privattheater ist durch die in diesem Jahr beschlossenen Etatkürzungen schon erschöpft. Die Tarifsteigerungen für Verwaltungsangestellte und Techniker machen im Renaissance-Theater etwa 150.000 Mark pro Jahr aus. „Dafür müßten wir 7.500 Karten verkaufen, das wären 14 ausverkaufte Vorstellungen – und im nächsten Jahr entsprechend mehr“, erklärt Filohn. „Da ist man ruck, zuck in den roten Zahlen.“

Dadurch würde auch das neue Finanzierungsmodell ad absurdum geführt, das eben nicht nur die Kosten senken, sondern vor allem den Bestand der Theater sichern soll. „Der einzige greifbare Vorteil war die Planungssicherheit“, sagt Martina Geßner, die die Verwaltung des Hebbel-Theaters leitet. „Aber weil alles unter ,Haushaltsvorbehalt‘ steht, ist eben nichts garantiert. Die Jungs vom Hauptausschuß haben ganz schnell mitgekriegt, wo sie Spareffekte erzielen können.“ Der eigentliche Sinn des Modells sei dadurch „unterhöhlt“ worden. „Von der Sicherheit ist nicht viel überiggeblieben.“

Die Theater haben nicht mehr viel Vertrauen in politische Zusagen. „Ärgerlich ist nicht nur der Zeitverzug bis zum 18. Januar“, sagt Rainer Klemke von der Kulturverwaltung des Senats. „Ärgerlich bleibt auch der Vertrauensverlust, der bei den Berliner Theatern entstanden ist.“

Miriam Hoffmeyer

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