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Bomben auf Grosny

■ Rußlands Tschetschenien-Invasion stößt auf unerwarteten Widerstand

Moskau/Grosny (Reuter/taz) – Die Tschetschenien-Offensive der russischen Armee ist bereits wenige Stunden nach ihrem Start auf ernsthaften Widerstand gestoßen – Militärexperten sprechen sogar von einem Mißerfolg. So kam nur einer der drei Panzerzüge, die sich aus verschiedenen Richtungen auf die tschetschenische Hauptstadt Grosny zubewegen sollten, bis Grosny durch. Verteidigungsminister Gratschow mußte eingestehen, daß in Inguschien rund 30 russische Panzerfahrzeuge in Brand geschossen wurden. Erst am Montag nachmittag konnte die Panzerkolonne ihren Vormarsch fortsetzen. In Dagestan gerieten rund 60 russische Soldaten in Gefangenschaft. Inguschien und Dagestan sind Nachbarregionen Tschetscheniens und haben wie dieses eine überwiegend muslimische Bevölkerung. Inguschiens Präsident hatte am Sonntag dem tschetschenischen Präsidenten Dudajew zugesichert, ihn im Krieg gegen Rußland unterstützen zu wollen.

Zu ersten Kämpfen auf tschetschenischem Gebiet kam es dann gestern vormittag. Rund 25 Kilometer von Grosny entfernt griffen tschetschenische Soldaten russische Einheiten an. Die Russen erwiderten das Feuer mit Kampfflugzeugen und Hubschraubern. Zum erstenmal seit der Invasion am Sonntag bombardierte die russische Luftwaffe militärische Stellungen in Grosny. Kurz nach Beginn dieser Kämpfe kamen in Wladikawkas Vertreter beider Konfliktparteien zu ersten Verhandlungen zusammen. Dabei sollte zunächst die Entwaffnung der Truppen der Regierung und der Opposition behandelt werden. Erst in einer zweiten Runde wollten die beiden Delegationen Fragen des politischen Verhältnisses Moskau- Grosny erörtern.

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