Kommentar: Kapitulation
■ Sozialarbeit ist mehr als Polizei-Ersatz
Wenn zwei den gleichen Satz sagen, dann bedeutet er noch lange nicht das Gleiche. „Sozialpädagogik statt Knast“ ist aus dem Mund von Polizisten eine durchaus fortschrittliche Forderung. Warum muß schließlich gleich harter Zwang her, wo Gesetzesverstöße auch friedlich durch präventive Betreuung verhindert werden könnten. Und selbstverständlich ist die enge Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen in Polizeikreisen durchaus noch nicht.
Es verdient deshalb Achtung, wenn die Polizeiführung hier neue Wege gehen will. Die Mittel, um sich immer und überall für Verwahrlosung, Gewalt in der Familie oder samstägliche Ruhestörungen zuständig zu erklären, hat sie sowieso nicht. Da kann es doch nicht schaden, wenn Sozialbehörde und Polizei schonmal – wie gestern vereinbart – die Telefonnummern austauschen. Es lebe der kurze Amtsweg.
Wenn allerdings Vertreter des Amtes für Soziale Dienste ebenfalls nur noch „Sozialpädagogik statt Knast“ sagen, dann ist das nicht das Gleiche. Schließlich verdienen die SozialamtsmitarbeiterInnen ihr Geld damit, daß sie für die Schwächsten der Gesellschaft da sind. Wenn sie jetzt laut über ihre Rolle bei der sozialen Kontrolle nachdenken, dann müssen sie mindestens auch von „Fürsorge“ sprechen. Ansonsten demonstrieren sie keine Fortschrittlichkeit, sondern Kapitulation vor ihrer Aufgabe. Eva Rhode
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