: Nachtmenschen
■ Alberto Tomba gewinnt den ersten Flutlicht-Slalom
Berlin (taz/dpa) – Auf künstlichen Schnee ist der alpine Ski- Weltcup längst umgestiegen, jetzt kam auch noch künstliches Licht hinzu. 300 Scheinwerfer auf 45 Masten erleuchteten die Piste im italienischen Sestrière, wo erstmals ein Slalom des Abends zur besten Fernsehsendezeit stattfand. Sehr zur Freude von Alberto Tomba, der frühes Aufstehen haßt und bei den morgendlichen Rennen oft noch völlig verschlafen wirkt. Vor 6.000 begeisterten Zuschauern fuhr der 27jährige Italiener schon im ersten Durchgang Bestzeit, seine Galavorstellung hob er sich jedoch für den zweiten Lauf auf. Der Schwede Thomas Fogdoe hatte eine glänzende Zeit vorgelegt, doch Tomba fegte wie ein wildgewordener Schneehase durch die Tore und gewann mit sechs Hundertsteln Vorsprung.
„Das Rennen war sehr schön“, befand Alberto Tomba, obwohl ihm der Start immer noch etwas zu früh lag. „Ich bin nun mal ein Nachtmensch“, verriet er und erklärte die Konkurrenten umstandslos zu Angehörigen derselben Spezies. Der erste Durchgang solle künftig um 22 Uhr beginnen und der zweite um ein Uhr nachts, regte Tomba an, ein Vorschlag, der bei den Fernsehsendern auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte.
Während die Läufer vor allem das Licht lobten, das viel besser gewesen sei als am Tage, waren die Veranstalter froh, daß das Rennen bei Tagestemperaturen von 18 Grad Celsius überhaupt stattfinden konnte. Kein europäischer Weltcup-Lauf hat in dieser Saison am vorgesehenen Ort gestartet werden können, die warmen Temperaturen verhindern sogar die Präparation der Pisten mit Kunstschnee. Gegen den Vorschlag, die frühwinterlichen Rennen angesichts der Klimamisere künftig komplett in Nordamerika abzuhalten und dafür im März und April in die Alpen zu gehen, sträuben sich aber die Veranstalter und Skifirmen in Europa, die ihr Weihnachtsgeschäft fördern wollen.
„Sobald unsere Rennen auf dem Bildschirm zu sehen sind, beginnen die Telefone zu klingeln, und die Leute wollen reservieren“, sagt Jean-Claude Fritsch, Weltcup- Organisator in Val d'Isère, „im März denken die Europäer schon an den Ozean und ihre Fahrräder.“
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