Tempodrom spaltet

■ Grüne über Standortfrage uneins

„Die Stimmung in der Partei ist gespalten“, stellt Michael Haberkorn, Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses (GA) von Bündnis 90/Die Grünen, fest. Nachdem eine grün-schwarze Mehrheit in der Kreuzberger Bezirksverordnetenversammlung Ende November gegen den Wunschstandort der Tempodrom- Betreiberin Irene Moessinger am Anhalter Bahnhof gestimmt hatte, reagierten Parteimitglieder mit Protestbriefen und drei Austritten.

Jetzt hat sich in die Auseinandersetzung auch der Landesverband eingeschaltet. Während es im GA keine einheitliche Linie gibt, will die Abgeordnetenhausfraktion „das Beste für das Tempodrom“, so der kulturpolitische Sprecher Albert Eckert. Für die Sitzung des Landesausschusses am gestrigen Abend lagen zwei Anträge vor, in denen an die Kreuzberger Bündnisgrünen appelliert wird, ihre Haltung nochmals zu überdenken.

Dabei kann auch ein vorsichtig formulierter Antrag des GA-Mitglieds Birgit Daiber – „damit soll keinesfalls die Autonomie des Bezirks Kreuzberg angetastet werden“ – die Wogen nicht mehr glätten. Denn die Bezirksgruppe ist bereits über die Einmischung empört. Weil sich Eckert diese Woche öffentlich für den Standort am Anhalter Bahnhof stark gemacht hat, wurde ihm am Dienstag abend bei einer Mitgliedervollversammlung vom Fraktionsvorsitzenden der Kreuzberger Bündnisgrünen, Franz Schulz, vorgeworfen, „uns in den Rücken zu fallen“. Doch ließ die Runde die Gelegenheit verstreichen, die Standortfrage zu diskutieren. Die Wahlen für den Bezirksvorstand und eine Abstimmung über Satzungsänderungen erschienen den 40 Versammelten dringlicher. Daran änderte auch Werner Hirschmüllers Plädoyer nichts, daß sich am Mittwoch abend der Landesausschuß mit der Frage beschäftigen werde und es sinnvoll sei, wenn dann ein Kreuzberger Votum vorliege. Die Diskussion über das Tempodrom wurde mit großer Mehrheit auf Donnerstag abend vertagt. Für den 12. Januar wird die Bezirksgruppe eine öffentliche Diskussion veranstalten, zu der auch Moessinger und AnwohnerInnen eingeladen sind. Dorothee Winden