piwik no script img

Wie kann das möglich sein?

■ betr.: "Alles Opfer, oder was", taz vom 1. 12. 1994

[...] Wie kann es möglich sein, daß eine Täterin innerhalb kürzester Zeit ihre angebliche Entschädigung geltend machen kann und andere Opfer in bitterster Armut leben müssen? Wieso können deutsche Beamte in zwölf Tagen (!!) den Entschädigungsanspruch bearbeiten, wo sie sonst Monate oder Jahre dafür benötigen?

Die SS-Aufseherin sagte, sie würde es „den armen Juden“ geben wollen. Diese Möglichkeit biete ich hiermit: die in den baltischen Ländern lebenden NS-Opfer sind bis heute noch nicht entschädigt worden.

Eine weitere Möglichkeit: Die Gedenkstätte Dachau feiert im April 95 den Jahrestag der Lagerbefreiung und möchte dazu viele ehemalige Häftlinge einladen. Die westeuropäischen Häftlinge verfügen über die finanziellen Mittel, um ihren Besuch in Dachau zu bezahlen. Für die osteuropäischen Häftlinge gilt dies nur für eine verschwindend kleine Anzahl von Häftlingen, meist scheitert es schon an den Visakosten.

Da die Gedenkstätte in engem Kontakt mit vielen ehemaligen Häftlingen steht, wissen wir um die schreckliche Lage vieler Menschen in Osteuropa: Armut und Krankheiten – ohne Hilfe von außen sind sie vollkommen verloren. Außerdem werden die Auszahlungen oft durch Bürokratie und Korruption behindert. [...]

Selbstverständlich bleibt es Frau Kunz überlassen, ob sie ihre Entschädigung der Gedenkstätte Ravensbrück, ihrem ehemaligen Arbeitsplatz, oder der Gedenkstätte Dachau oder anderen Initiativen überweist. Wichtig ist nur, daß sie es tut! Uwe Neirich, Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste in der Ev. Versöhnungskirche KZ-Gedenkstätte Dachau

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen