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FU-Asta setzt den Rotstift an

Beratungsangebote sollen gekürzt werden, weil sinkende Studentenzahlen und der Baubeginn für ein neues Domizil die Asta-Kasse belasten / Asta will kein Arbeitgeber sein  ■ Von Ralph Bollmann

Auf das Argument des Sparenmüssens dürfe man sich gar nicht erst einlassen, erklären Asta-VertreterInnen gerne – jedenfalls dann, wenn es um die Kürzungen durch den Senat geht. Doch nun setzt der FU-Asta selbst den Rotstift an – insbesondere beim Personal. Die Vergütung für die Werkverträge, bisher rund 900 Mark, soll um 70 Prozent gekürzt werden. Davon betroffen wäre vor allem das Beratungsangebot. Faktisch abgeschafft würden die Sozial-, Bafög- und Wohnheimberatung sowie die Beratung für Lesben, Schwule, AusländerInnen und Behinderte, beklagt Barbara Markert von der Arbeitsstelle Lesbischfeministische Information. Auch Einrichtungen wie die schwule Presseschau oder die Medienwerkstatt seien gefährdet.

Grund für die Finanzkrise sind die aufgrund der „Zwangsberatung“ stark gesunkenen Studierendenzahlen an der FU. Von den über 60.000 Studierenden vor einem Jahr sind nur noch 54.000 übriggeblieben, die mit ihren Semesterbeiträgen den Asta alimentieren. Hinzu kommt, daß der Asta in den letzten drei Jahren jährlich 120.000 Mark für die Innenausstattung seiner neuen Herberge zurücklegt. Die Baugrube für das neue „StudentInnenhaus“ soll im Frühjahr 1995 ausgehoben werden. Außerdem haben sich die Ausgaben für Bürgschaften erhöht, die der Asta für StudentInnen vergibt, die Überbrückungsdarlehen vom Studentenwerk erhalten.

Der Asta weist die Kritik zurück, er sei Arbeitgeber und damit verantwortlich für die Beschäftigten. Vorrangig sei die projektbezogene Geldvergabe. Zugunsten dieser „politischen Arbeit“ soll der Personaletat reduziert werden, der mit 400.000 Mark rund ein Drittel ihres Haushalts ausmacht. „Die Beratungen sind auch politische Strukturen“, gab dagegen Malte Wessels vom Schwulenreferat zu bedenken. Barbara Fried, Referentin für Hochschulpolitik, warf den BeraterInnen „Strukturkonservatismus“ vor. Bei den Beratungen seien die Schwerpunkte falsch gesetzt: „Warum gibt es keine juristische Beratung?“

Entschieden wurde auf dem letzten Asta-Plenum freilich noch nichts. Die Rituale gleichen denen der hauptberuflichen Hochschulpolitiker. Ähnlich wie beim Strukturplan des TU-Präsidenten oder der „Giftliste“ des Wissenschaftssenators kritisierten die Betroffenen vor allem das Verfahren, sie vor vollendete Tatsachen zu stellen. Und ebenso wie Dieter Schumann oder Manfred Erhardt betonte Finanzreferent Yvo Schubbe, es habe sich nur um einen „Vorschlag“ gehandelt, der „bewußt provokativ“ gewesen sei, „um die Diskussion anzuregen“.

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