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Heimarbeit ist in

■ Bernhard Jagoda entdeckt eine Million neue Jobs in Küche, Bad und Wohnzimmer

Berlin (taz) – Ein Glück, daß es haushaltsscheue Ehemänner gibt. Und berufstätige Ehefrauen. Da braucht so mancher doppelverdienende Haushalt künftig sicher eine (wiederum weibliche) Dienstkraft, um Abwasch und Bügelarbeiten zu erledigen. Zumindest hofft das der Präsident der Bundesanstalt für Arbeit, Bernhard Jagoda.

In einem dpa-Interview erklärte Jagoda: „Wir haben dreißig Millionen Haushalte in der Bundesrepublik. Wenn wir nur sagen: fünf Prozent davon brauchen Haushaltshilfe und nur Teilzeit, dann haben wir 700.000 bis eine Million neue Jobs.“ Da immer mehr Frauen berufstätig seien, blieben nach Jagodas Worten Hausarbeiten wie Waschen und Bügeln liegen.

Das soll die Chance für neue alte DienstleisterInnen sein. Beschäftigungen in mehreren Haushalten könnten zu sozialversicherungspflichtigen Jobs gebündelt werden, schlug der umsichtige Jagoda vor. Zeitarbeitsfirmen, die Haushaltskräfte quasi verleihen, sind nach Ansicht des Präsidenten der Bundesanstalt für Arbeit denkbar. Er sprach sich auch für verbesserte steuerliche Anreize aus, um mehr Haushaltsjobs zu schaffen.

Ein Blick in die eigene Statistik hätte den Präsidenten der Bundesanstalt aber zumindest nachdenklich machen müssen. Denn trotz der seit 1990 gültigen steuerlichen Anreize ist die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Haushalten nicht gestiegen, sondern seit 1992 sogar leicht gesunken. Denn auch abwaschfaule Ehemänner können rechnen: am billigsten ist da noch die schwarz arbeitende Putzfrau. Von wegen neue Jobs...

Bleibt dem Jobsucher der Bundesanstalt noch die Hoffnung auf die Pflegeversicherung: hier rechnet Jagoda mit 300.000 neuen Jobs in der ambulanten Pflege. Da die Pflegekassen hier nur bei regulärer Abrechnung zahlen, können die Sozialversicherungen nicht so leicht umgangen werden. Barbara Dribbusch

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