piwik no script img

■ Das PortraitPelé

Nach dem Gewinn der Fußballweltmeisterschaft im vergangenen Juli setzte Brasiliens frischgewählter Präsident Fernando Henrique Cardoso auf den wiedererwachten Optimismus seiner 150 Millionen Landsleute. „Wer Höchstleistungen im Sport erbringt, kann auch bei der Bewältigung wirtschaftlicher Probleme erfolgreich sein“, lautete seine Wahlkampfstrategie. Konsequent also, daß er am Mittwoch sein 20köpfiges Regierungskabinett mit der Ernennung des Fußballkönigs Pelé zum Sportminister adelte. „Pelé“, sagt er, „steht für die Millionen von verarmten Brasilianern, die trotz widriger Umstände im Leben Erfolg haben.“ Edson Arantes do Nascimento, so der amtliche Name des 54jährigen, verhalf Brasilien durch sein herausragendes Können dreimal zum Fußballweltmeistertitel (1958, 1962, 1970). Nicht einmal Franz Beckenbauer mochte bezweifeln, daß man den Mann, der ihm in den 70er Jahre beim gemeinsamen Kicken für Cosmos New York zum Freund wurde, unumstritten den „Fußballer des Jahrhunderts“ zu nennen hat: zu unerreicht vereinte der Stürmer sämtlich denkbare Qualitäten des Spiels in sich. In 1.364 Ligaspielen weist die Statistik 1.282 Tore aus, in 112 Länderspielen traf er 95mal. Bevor er freilich im Alter von fünfzehn Jahren in den Fußballklub der südbrasilianischen Hafenstadt Santos eintrat und kaum zwei Jahre später Weltmeister war, verdiente der Sohn eines gescheiterten Fußballers seinen Unterhalt ab dem siebten Lebensjahr als Schuhputzer und Nüsseverkäufer. Fast 20 Jahre nach seinem Karriereende ist sein Vermögen auf über 25 Millionen Dollar angeschwollen. Und vereint der Name Pelé („Haut“) nach wie vor Sehnsucht und Unschuld. Erst unlängst haben Fifa-Präsident Havelange

Fußballstar zum Minister Foto: Reuter

und Schwiegersohn Texaira, der Präsident des Fußballverbandes CBF, letzterer vom Idol der Korruption geziehen, allerlei Anstrengungen unternommen, den mythischen Namen mit diesseitigem Schmutz in Verbindung zu bringen. Bisher vergeblich. Pelé, der Kämpfer gegen den Filz, scheint selbst rein und hofft in dem neuen Staatspräsidenten einen Mitstreiter gefunden zu haben. Durch die Berufung ins Sportministerium lebt auch Pelés alter Traum wieder, eines Tages Präsident von Brasilien zu werden. Doch selbst, wenn er's nicht wird, kann der Mann die Zukunft entspannt angehen. „Edson Arantes do Nascimento wird eines Tages sterben“, sagt er nämlich frohgemut, „Pelé aber ist unsterblich.“ Astrid Prange

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen