Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine

Animal Crackers USA 1930, R: Victor Heerman, D: die Marx Brothers, Margaret Dumont

„Überdrehtes Vehikel für die Marx Brothers, typisch für ihre frühe Paramount Periode, das mit einer Party in einer feudalen Villa beginnt. Ein unbezahlbares Ölgemälde wird enthüllt und der Rest der dünnen Geschichte handelt von dem Diebstahl des Bildes und dessen Aufklärung. Obwohl das Drehbuch sehr genau duchkonstruiert war, wirkt der Film wie eine einzige große Improvisation von Groucho, Harpo und Chico. Grouchos Sprüche kommen so schnell und trocken wie immer, aber sogar er selbst ist manchmal angeekelt von seinen eigenen Pointen. Einmal dreht er sich direkt zur Kamera, macht eine Grimasse und sagt: Nun, nicht alle Witze können gut sein !“ (James Monaco) Kino 46

Der bewegte Mann BRD 1994, R: Sönke Wortmann, D: Til Schweiger, Katja Riemann, Joachim Krol

Eine auf zwei Comics von Ralf König basierende Komödie:“ Wortmanns Film ist ein sympathischer Wechselbalg, in dem auch verschiedene Stilrichtungen aufeinandertreffen. Es gibt Reminiszenesen an das deutsche Kino der fünfziger Jahre und die New-Wave-Filme der Achtziger. Im Grunde ist „Der Bewegte Mann“ die Transformation eines Schwulencomics in ein Buddie Movie mit ein paar Beziehungsturbulenzen drumherum.“ (epd Film) City, UT-Kino, Passage (DEL) sowie Apollo (WHV)

Burning Life Deutschland 1994, R: Peter Welz, D: Maria Schrader, Anna Thalbach

Eine deutsche Version von „Thelma & Louise“, in der zwei Frauen aus den neuen Bundesländern nur mal so Banken überfallen, das Geld an die Armen verteilen und sich wundern, daß sie bald vom gesammten Polizeiapparat des Landes gejagt werden. Roadmovie mit viel Autojagden und einigen komischen Wendungen. Immerhin ein deutscher Genrefilm, der nicht nur peinlich ist, aber die amerikanische Vorlage scheint doch allzu deutlich durch. Cinema

Drei Farben: Blau Frankreich 1993, R: Krysztof Kieslowski, D: Juliette Binoche

Der erste Film aus der Trilogie zur französischen Trikolore ist viel düsterster und geheimnissvoller als seine Nachfolger. Bei einem Autounfall stibt ein bekannter Komponist. Seine Frau überlebt, wird von musikalischen Visionen heimgesucht und komponiert das letzte Konzert ihres Mannes fertig. Gondel

Das Dschungelbuch Großbritannien 1942, R: Zoltan Korda, D: Sabu, Joseph Calleira

„Sabu hat offensichtlich viel Spaß als Mogli - er schwingt von Baum zu Baum wie ein Kindergarten -Tarzan. Im tiefgrünen Dschungel dieser übig, eleganten Produktion von Alexander Korda hat Mogli mehr mit den Menschen zu tun als in Kiplings Buch, aber die Geschichte um eine Schatz, eine Python und eine Ruinenstadt ist unterhaltsam genug. Kinder werden diesen Film wohl immernoch lieben, und Erwachsene werden mehr Spaß als erwartet haben.“ (Pauline Kael) Kino 46

Erst die Arbeit und dann... Deutschland 1984, R: Detlev Buck, D: Detlev Buck

Buck spielt in seinem Filmdebut einen Bauern, der nach Feierabend in der Stadt auf'n Swutsch geht. Er hat seine Schwierigkeiten mit coolen Frauen in der Disco und Cocktails in giftigen Farben, aber mit lakonischem Witz ist er allen Widrigkeiten gewachsen. Hiermit empfahl sich Buck als eines der wenigen originellen Talente des deutschen Films, und bisher hat er die hohen Erwartungen, die er mit diesem Film weckte, auch nicht enttäuscht. Cinema

Felidae Deutschland 1994, R: Michael Schaack

„Allein, weil die Felidae-Katzen aussehen wie die Kopie der Aristocats, fällt es schwer, irgendetwas Diabolisches zu imaginieren. Autor Akif Pirincci, sehr zufrieden mit der Verfilmung, macht sich nur verdächtig, wenn er beteuert: „Bei Disney sind Menschen dargestellt, die Tiermasken aufhaben. Meine Tiere sind vermenschlicht, aber der Charakter bleibt animalisch.“ Seine Tiere jedoch wurden zu unterhaltsamen Kuscheltieren. Aber so ist das nun mal mit Katzen.“ (taz) Ufa-Stern

Forrest Gump USA 1994 R: Robert Zemeckis, D: Tom Hanks, Sally Field

Als eine Mischung aus Zelig, dem braven Soldaten Schweijk und Dostojewskis „Idiot“ sieht man Tom Hanks neben John Lennon, Senator Wallace und den Präsidenten Kennedy, Johnson und Nixon. Irgendwie ist er auch für die Hüftschwünge von Elvis, Watergate und einen Kult verantwortlich. Ein komisches und sehr smartes Epos über einen typischen amerikanischen Helden. Europa, Schauburg, Ufa-Palast

Harold and Maude USA 1971, R: Hal Ashby, D: Ruth Gordon, Bud Cort

„Ashbys schwarze Komödie über eine Liebesaffäre zwischen einem depressiven 20jährigen Mann/Kind und einer optimistischen 80jährigen Frau ist einer der populärsten von allen Kultfilmen. Er hat eine erhebene Qualität, eine Frische, ein Funkeln, einen wunderschönen Sinn für erfolgreiche Rebellion. In diesem Film über Tod und Auferstehung, wo sich Leben und Tod kontinuierlich überlappen, werden Maudes Lebensenergien auf Harold übertragen - er wird leben wie sie es ihn gelehrt hat.“ (Danny Peary) Cinema

Interview mit einem Vampir R: Neil Jordan, D: Tom Criuse, Kerstin Dunst, Christian Slater

„Das ganze erinnert in seiner weichgezeichneten Langhaarigkeit an das Mädchenpensionatsgeschmuse in ,Bilitis'. Junge Männer gehen zwischen Pappeln spazieren, reden allerlei verliebten Unsinn, und Wölfe heulen in der Nacht. Der Weltschmerz, sonst Wesenszug jeder fremden Kreatur, schlägt in juvenile Schwatzkultur um. Tote reden vom Existenzialismus: Forever grunge. (...) Cruise, Pitt und Slater Slater spielen eine zum Mainstream gewordene, todestriebige Jugendkultur nach, die sich auch in historischer Kulisse nur noch selbst abbilden kann.“ (taz) Ufa-Palast, UT-Kino

Junior USA 1994 R:Ivan Reitman, D: Arnold Schwarzenegger, Danny DeVito, Emma Thompson

In „Twins“ wurden uns Schwarzenegger und DeVito schon als Zwillingspaar verkauft, und weil diese Komödie recht gut lief, müßen sich einige Strategen in Hollywood den Kopf darüber zerbrochen haben, wie man die beiden in eine noch absurdere Situation bringen könnte. Jetzt wird also Schwarzenegger Mutter und läuft mit einem immer dicker werdenden Bauch herum. Mit dem kann man wirklich alles machen. Ufa-Palast, UT-Kino sowie Gloria (DEL)

Die kleinen Superstrolche USA 1994, R: Penelope Spheeris, D: Travis Tedford, Bug Hall

„Für kleine Leute von 5-15 waren die „Kleinen Strolche“ im Fernsehen Vorbild für schlechtes Benehmen in jeder Lebenslage. Nun hat Penelope Spheeris (“Wayne's World“) eine Neuauflage der Mini-Anarchos gewagt. Es wurde nach neuen Kinder-Gesichtern gefahndet, die Episoden modernisiert und mit großem Aufwand umgesetzt. Ergebnis: ein lustiger Film, der zwar weit von der rotzigen Gesetzlosigkeit des Originals entfernt ist, der aber ohne Reue vergnügt.“ (TV Spielfilm) City

Der König der Löwen USA 1994, R: Rob Minkoff

„Auch das neueste Produkt aus den Cartoon-Studios der Disney Fabrik ist für Superlative gut, räumte „The Lion King“ doch als einer der erfolgreichsten Filme aller Zeiten an den amerikanischen Kinokassen ab. Einen Großteil seines Charmes verdankt er den skurrilen und witzig portaitierten Randfiguren. Und deren Kapriolen entstehen nach wie vor in Handarbeit.“ (TV Spielfilm) Ufa Palast, UT-Kino sowie Lichtspielhaus (DEL)

Das Leben des Brian Großbritannien, R: Terry Jones, D: Die Monty Python Truppe

Es gibt kaum eine schöner Empfehlung für diesen Film als folgenden Verriß: „ein kalauerndes Wechselbad von kecken Gags und degoutanten Einfällen, zum Schluß offen zynisch und in manchen Szenen, wohl nicht nur für christliches Empfinden, sehr befremdlich.“ (Lexikon des Internationalen Films) Cinema

Lohn der Angst Frankreich/Italien 1955, R: Henri - Georges Clouzot, D: Yves Montand, Peter van Eyck

„Ein existenzieller Thriller - das originellste und schockierenste französische Melodrama aus den 50er Jahren. 300 Meilen entfernt brennt eine Ölquelle, und die Ölkompanie bietet vier Fahrern 2000 Dollars, wenn sie dorthin zwei Lastwagen voller Nitroglyzerin über primitive Straßen fahren. Wenn man in jedem Moment in die Luft geblasen werden kann, glaubt nur ein Narr, daß der Charakter das Schicksal bestimmt. In dieser Situation sind Mut und Vorsicht fast irrelevant - normale menschliche Regungen sind nutzlos und archaisch. Dies ist Clouzots umstrittenster Film, aber es ist auch sein stärkster. Die Gewalt wird nicht nur wegen des Kitzels verwendet - sie wird wie in den Filmen von Eisenstein und Bunuel benutzt, um eine Vision der menschlichen Erfahrung zu vermitteln. (Pauline Kael) Kino 46

Mario und der Zauberer Deutschland 1994, R: Klaus Maria Brandauer, D: Derselbe, sowie Julian Sands und Elisabeth Trissenaar

Zur rechten Zeit kommt diese Verfilmung des stark biografisch gefärbten Thomas-Mann-Reiseromans: eine Reise zu den Wurzeln des Faschismus. Dem begegnet die Familie des Schriftstellers im Italien der frühen 30er Jahre. Als es im Zug wieder in die deutsche Heimat zurückgeht, wandelt sich das Rattern der Bahn bereits in eine zackigen Marschmusik – auch dort steht schon ein Duce in den Startlöchern. Brandauers Verdienst ist es, diese Message nicht noch allzu dick aufzutragen. Trotz theatralisch prachtvoll arrangierter Bilder ist dies ein Film der leisen Töne und Zwischentöne. Immer, wenn die Bilder allzu deutlich, allzu politically correct zu werden drohen, schneidet Brandauer – sehr zielbewußt, sehr gefühlvoll. Sogar der Meister selbst nimmt sich hier mal staunenswert zurück. Die wenigen Szenen, die sich Brandauer in seiner Prachtrolle als verkrüppelter Magier gönnt, zeigen den Schauspieler allerdings auf der Höhe seines Könnens, mit feiner und feinst prononcierter Mimik und Gestik. Gondel

Die Maske USA 1994, R: Chuck Russell, D: Jim Carrey

„Der Bankangestellte Stanley Ipkiss ist ein Versager, wie er im Buche steht, bis ihm eines Tages eine geheimissvolle Maske in den Schoß fällt. Mit ihrer Hilfe verwandelt sich der saft- und kraftlose Ipkiss in einen rasenden Wirbelwind, einen gutgelaunten Superhelden der anarchistischen Art. Jim Carrey ist als grimassierender Komiker die größte Entdeckung seit Steve Martin. Styling und Optik kann sich durchaus mit anderen Comic - Verfilmungen wie „Dick Tracy“ messen.“ (TV Spielfilm) Ufa-Palast,UT-Kino

Meine liebste Jahreszeit Frankreich 1993, R: Andre Techine, D: Catherine Deneuve

„In Hollywood würde solch eine Geschichte wahrscheinlich als gefährliches außereheliches Abenteuer abgewickelt werden, das zuletzt wieder in den Ehehafen mündet. Techine dagegen webt ein dichtes, atmosphärisches Erzählgewebe, charakteristisch eingefärbt auf das ländliche Zentralfrankreich, dessen landschaftliche Idyllik schmerzhaft zerrissen wird von Motorengedröhn und Autoschnellstraßen“. (Kölner Stadtanzeiger.) Gondel

Die Möwe Jonathan USA 1973, R: Hall Bartlett, D: viele Möwen

„Richard Bachs Best Seller wird auf der Leinwand eine allzu gründlich erklärte Allegorie, komplett mit platten Erzählstimmen und einem prätentiösen Soundtrack von Neil Diamond. In dem Film verkörpert die rebellische Möwe die Motive der geistigen Entwicklung und des menschlichen Fortschritts, in dem sie sich über eine Besessenheit von der Geschwindigkeit zu einer etwas modischeren östlichen Philosophie entwickelt, und sich letzlich als Messias-Figur entpuppt. Wenn man all das ignoriert (was allerdings sehr schwer fällt) hat man ein schön fotografiertes Essay über Vögel, in dem die Küstenlandschaften sehr effektiv genutzt werden.“ (Time Out - Film Guide) Cinema

Moulin Rouge Großbritannien 1952, R: John Huston, D: Jose Ferrer, Zsa Zsa Gabor

„Es ist schwer zu glauben , daß dieser Film von dem selben John Huston gemacht wurde, der den „Malteser Falken“ drehte. Der war schlank; das hier ist fett (und weich in der Mitte). Es ist die Biographie von Toulouse - Lautrec (Jose Ferrer, auf seinen Knien stehend mit angebundenen Stiefeln), mit visuellen Nachschöpfungen, die oft außergewöhnlich sind. Aber das Drehbuch ist in einem luxuriösen Stil abgefaßt und nimmt sich selbst zu ernst. Dies ist ein pompöser Film.“ (Pauline Kael) Kino 46

Natural Born Killers USA 1994, R: Oliver Stone D: Juliette Lewis, Woody Harrelson, Tommy Lee Jones

Als „pfiffige Satire“ bezeichnete ein Kollege diesen Film auf der Kulturseite der Bremer Taz, aber damit ist er nur einer von Vielen, die den Sprüchen von Stone auf den Leim gekrochen sind. Die Medienschelte ist nur ein dünnes Deckmäntelchen, und Stone präsentiert die Gewalt mindestesn ebenso knallig, bunt und unterhaltsam wie die Fernsehsender, die er zu kritisieren vorgibt. Mit all den filmischen Tricks zeigt er im Grunde nur eins: die Massenmörder Mikey und Mallory sind cool. Die bösen Buben Hollywoods von Peckinpah bis Tarantino haben bisher immer ehrlich für ihre merkwürdigen Vorlieben eingestanden, aber der heuchlerische Zyniker Stone beweist mit diesem Film nur eins: daß er ein talentiertes Arschloch ist. Atelier

Nightmare Before Christmas USA 1993, R: Tim Burton

„Tim Burtons bizarre Filmvision, der erste nur in der Stop-Motion-Technik, die einst Monster wie King-Kong zum Leben erweckt hat, gedreht Film, ist Weihnachtsmusical und Wunder in einem. Er entführt uns in eine Welt, die wir so noch nie gesehen haben. Jeder Festtag hat seine eigene Stadt , die nur für ihn lebt und arbeitet. Christmas Town ist ein wahr gewordener Traum, Sinnbild einer friedlich-fröhlichen Harmonie, das an die pastellfarbene Vorstadt aus „Edward mit den Scherenhänden“ erinnert. Und genau wie dort ist alles äußerliche nur eine Hülle, die den wahren Charakter verschleiert. So verwandeln sich Menschen in die wahren, allzeit gewaltbereiten Monster, und die Schreckensgestalten werden zu gebrochenen Figuren zwischen Realität und Sehnsucht.“ (epd) Schauburg, Ufa-Stern, UT-Kino und Casablanca (OL)

Peterchens Mondfahrt Deutschland 1987, R. Wolfgang Urchs

„Peterchen und seine Schwester Anneliese fliegen mit dem fünfbeinigen Maikäfer Sumsemann auf den Mond, um dort dessen verlorenes sechstes Bein zurückzuholen. Auf Kinder im Märchenalter zugeschnittenes spannendes und humoriges Zeichentrickfilm- Abenteuer.“ Atlantis

Priscilla – Königin der Wüste USA 1994, R: Stephan Elliot, D: Terence Stamp

„In dem australischen Trio kommen drei Generationen zusammen und drei Sehnsüchte aus einer schwulen Brust: Der leckere Knackarsch Felicia, ewige Jugend und Attraktivität; das sensible Mittelalter Mitzi, mit heterosexueller Vergangenheit und einem leiblichen Sohn; und Bernadette, die vom Leben gereifte und Frau geworden durch ein Skalpell. Wie sich das für ordentliche Tunten gehört, schenken die drei sich alles und nichts. Ihr böses Mundwerk geht tiefer als jedes Messer, und ihre gegenseitigen Umarmungen und Tröstungen sind so falsch, daß sie das einzig richtige sind in einer Welt, die sie für Monster hält, für Kreaturen ihne Natur.“ (taz) Cinema

Pulp Fiction R: Quentin Tarantino, D: Uma Thurman, John Travolta, Harvey Keitel

„Waren in Tarantinos Erstling ,Reservoir Dogs' die Bezüge einigermaßen sinnvoll funktionalisiert, so sieht ,Pulp Fiction' aus, als habe der Autor zufällig seinen Zettelkasten umgestoßen: Pop-Klischees und Genre-Topoi, Camp-Motive und Original-Ideen fallen dem Zuschauer in bunter Mischung vor die Füße. Er treibt mit dem Zuschauer das Spiel, das unter Kino- und TV-Addicts üblich ist. (...) Das Bild einer verkommenen, brutalen Welt, das hier mit großem Ablomb aufgebaut wird, fällt freilch bei näherer Betrachtung in sich zusammen. Weil für die meisten Beteiligten – ob sie es verdient haben oder nicht – alles noch einmal glimpflich ausgeht, läuft der Furor ins Leere.“ (epd)

, Ufa-Stern sowie Muwi-Filmkunst (OL)

00-Schneider – Jagd auf Nihil Baxter Deutschland 1994, R (?): Helge Schneider, D: Helge Schneider und seine Kumpel

Das Schlimmste, was man über einen Film von Helge Schneider sagen kann, ist wohl, daß er „garnicht so schlecht“ sei. Jeder Verriß bestätigt nur Schneiders Konzept des absichtlich schwachsinnigen Kinos, und der Kritiker von „TV Today“ hat daraus die kluge Konsequenz gezogen und dem Film das Prädikat „nicht zu bewerten“ gegeben. Schneiders Fangemeinde kann jetzt auch wieder im Kino dazu beitragen, seine überraschend smart durchkalkulierte Erfolgskarriere zu fördern. Denn eines hat Schneider von OTTO gelernt: er ist mit seinen Memoiren, einem Kriminalroman, CDs und Liveauftritten im Fernsehen in allen Medien präsent. Ufa-Stern, UT-Kino

Schweigende Zunge USA 1994, R: Sam Shepard, D: River Phoenix, Richard Harris, Alan Bates

Es ist schon komisch, wieviel in einem Film geredet wird, der ausgerechnet „Silent tongue“ heißt. Shepard ist eine Bühnenautor, dessen Stärke in den Texten liegt, und er pflegt gerne sein Image des Naturburschen, der lieber auf einem Pherd als an der Schreibmaschine sitzt. Deswegen hielt er es wohl für eine gute Idee, sich einmal an einem Western zu versuchen. Das Ergebniss ist prätentiöses Sprechtheater in der Prärie. Atlantis

Speed USA 1994, R: Jan De Bont D: Keanu Reeves, Dennis Hopper, Sandra Bullock

„Ein Film, der seinem Titel vollauf gerecht wird, Cinema pur aus Hollywood. Eine Geschichte auf Bewegung reduziert. Gleich die Titelsequenz, in der die Kamera in einem Aufzugsschacht abwärts gleitet, und dabei die Titel (so plastisch, als seien sie in 3-D) kurz aufblitzt, entwickeln einen Sog, der den Zuschauer anschließend zwei Stunden lang nicht losläßt. Mit der Präzision eines Uhrwerks läuft alles ab Vorspiel, Drama, Nachspiel. (...) Die einzige Konkurenz in Sachen steigender Adrenalinspiegel für diesen Film sind die finalen drei Minuten von „Wallace & Gromit“ (Frank Arnold, epd) Ufa-Stern, UT-Kino

The Specialist USA 94, R: Luis Llosa, D: Sharon Stone, Silvester Stallone

Wer ist eitler? Stone oder Stallone? Wer von den beiden zeigt mehr Fleisch, und wer kommt bei diesem Film mit weniger schauspielerischen Leistungen über die Runden? Ihr Duell der Exhibitionisten ist noch das interessanteste an diesem Action Film, in dem es irgendwie um Mafia, Rache und Explosionen geht.Ufa-Stern

Timecop USA 1994, R: Peter Hyams, D: Jean-Claude van Damme, Ron Silver

„Ziemlich mißratenes, weil unspannendes Zeitreisespektakel mit einem selbstverliebten Hauptdarsteller: ein belangloses Vehikel zur Darstellung eines belgischen Narziß, der es in Kampfsportarten zu einiger Meisterschaft gebracht hat. (TV Spielfilm) UT-Kino

Die unendliche Geschichte 3 D/USA 1994, R: Peter McDonald, D: Jason James Richter

Mit dem Originalstoff konnte man bequem zwei Filme füllen, aber was dem Bastian im Teil 3 widerfährt hat nicht mehr viel mit dem Roman zu tun. Die wunderlichen Wesen aus Fantasia sind hier in die „reale“ Welt von heute katapultiert worden, und so fliegt der Glücksdrache Fuchur jetzt gegen die „Nasties“, eine üble Bande an Bastians High School. Bastian und die kindliche Kaiserin sind mit den sie verkörpernden Schauspielern schon ziemlich alt geworden, aber bei all den aufwendigen Spezialeffekten fällt das kaum weiter auf. UT-Kino

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell

„Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf dei bessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd-Film) City

Voll Normaaal BRD 1994, R: Ralf Hüttner D: Tom Gerhard

In der deutschen Filmkomödie gibt es ein Naturgesetz: Von einer gewissen Erfolgsebene an müssen Komiker ihre eigenen Spielfilme machen. Und jetzt ist halt der Stammtischheld Tom Gerhard dran. Seine dummdreisten Sprüche und derben Sketche werden von der Geschichte um den videosüchtigen Tommie zusammengehalten. Gerhard schrieb das Drehbuch und spielt gleich drei Rollen selber – ob er damit untergeht wie Mike Krüger oder hochschwappt wie Otto ist abzuwarten.Ufa-Palast

Willkommen in Wellville USA 1994, R: Alan Parker, D:Anthony Hopkins, Bridget Fonda, Matthew Broderick

In dieser Verfilmung des Romans von T. Coraghessan Boyle darf man endlich einmal ungehemmt über die Gesundheitsapostel lachen. Hopkins verkörpert hier den fanatischen Dr. John Harvey Kellogg, der tatsächlich zum Beginn des Jahrhunderts Corn Flakes und Peanutbutter erfand und in seinem feudalen Kurhotel als Guru des „biologischen Lebens“ residierte. Mit Ziegenbart und Bugs-Bunny-Gebiß ist dieser Herrscher über die Darmtrakte seiner Jünger eine wirklich beängstigende Naturgewalt. Die Abenteuer und Torturen von Kellogg und seinen Opfern, die unter den absurdesten Kuren, Diäten und Apparaturen leiden müßen, bilden das mit sarkastischem Witz erzählte Panorama eines Fegefeuers der gesundheitlichen Eitelkeiten. Filmstudio, Schauburg, Casablanca (OL) sowie Apollo (WHV)

Wolfsblut USA 1990, R: Randal Kleiser, D: Klaus Maria Brandauer, Seymour Cassel

„Wolfblut ist eine Verfilmung des Jack-London-Romans „white Fang“, der von der Domestizierung eines weißen Wlfes handelt. In dieser Disney-Version wurde aus der Parabel über Darwinismus und Gemeinschaftssinn eine Art Lassei in Alaska.“ (epd Film ) Ufa-Palast

Das Wunder von Manhattan USA 1994, R: Les Mayfield, D: Richard Attenborrough

Alle Jahre wieder gibt es mindestens einen Weihnachtsfilm aus Hollywood. Diesmal ist es ein überflüssiges Remake des Films „Miracle on 34th Street“, aus dem Jahre 1947, in dem Richard Attenborrough den ungläubigen Kids im New York der 90er mit allen Tricks beweisen muß, daß er auch wirklich der Nikolaus ist. In den USA haben sie es ihm nicht geglaubt, dort floppt der Film gerade gnadenlos. City

Zou-Zou Frankreich 1934, R: Marc Allégret D: Josephine Baker, Jean Gabin

Mélé, Besitzer einer Jahrmarktsbude, zieht Jean und die dunkelhäutige Zou-Zou als Adoptivkinder groß. Alle drei gehen nach Paris. Während Jean als Eklektiker im Varieté arbeitet, verdient sich Zou-Zou ihren UJnterhalt in einer Wäscherei. Doch sie waäre nicht insgeheim Josephine Baker, wenn sie nicht flugs von einem findigen Varieté-Direktor entdeckt würde... Schauburg