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Pflegetips für die begehrten Gäste

■ Frankreichs Tourismusmanager erklären die unbekannte Spezies Tourist

Oh Fronkreisch! – für viele fast schon ein Mythos und trotzdem Terra incognita. Grund: Die Franzosen beherrschen oft nur ihre Landessprache, und das wirkt auf manchen abschreckend. Neuerdings besteht aber kein Grund mehr, den Rotwein schamvoll in der heimischen Küche zu konsumieren, nur weil man/frau in der Schule gepennt hat. Auch im Nachbarland ist plötzlich an den unvermutetsten Ecken ein freundliches „Goute Nahrt!“ zu hören; das bedeutet dann aber noch lange nicht, daß der Wirt ein Elsässer ist. Eher ist der nette Gastgeber im Besitz des „Führers über Touristen“, der neuerdings vom französischen Tourismusministerium herausgegeben wird, um „mehr Verständnis für die Ausländer zu wecken“. Klingt wohlmeinend, aber der Hintergrund ist – natürlich – nicht nur pure Menschenfreundlichkeit, sondern der schnöde Mammon. Die Tourismusbranche hat Einbrüche erlitten, und dem soll Abhilfe geschaffen werden. Das aber – s'il vous plait! – nicht plump und platt, sondern mit echt französischer Raffinesse. Denn das oben erwähnte Brevier, inzwischen bei den in der Branche Tätigen heiß begehrt, enthält beileibe nicht nur Sprachtips, sondern informiert umfassend über die unbekannte Spezies „Tourist/in“. Streng nach Nationalitäten getrennt, kann man sich hier über Vorlieben, Charaktereigenschaften, Schlaf- und Eßgewohnheiten der BesucherInnen kundig machen. Die „Krauts“, die zahlenmäßig unter den Touristen immer noch die Nase vorn haben kommen dabei gar nicht so schlecht weg: Die Deutschen seien sehr fordernde Gäste, zudem diskret, streng, pünktlich und sauber, steht da geschrieben. Sie sprechen sehr laut und achten stark auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Nach Frankreich kommen sie hauptsächlich wegen des Essens und bevorzugen dabei opulente Mahlzeiten. Besonderer Tip für die Behandlung von Deutschen: bloß nicht improvisieren, sondern alles in geregelten Bahnen halten! Voilà!

Die Engländer hingegen sind als phlegmatisch und sprachfaul verschrien, die Spanier als stolz und arrogant. Die Griechen werden als undiszipliniert und laut eingestuft. Auch die Franzosen selbst bekommen ihr Fett weg. Sie seien kaum in der Lage, ausländische Sprachen zu sprechen, oder gäben sich zumindest keine Mühe (siehe oben...). Außerdem seien sie arrogant, Umweltverschmutzer, schlecht organisiert und chauvinistisch.

„Das Ganze ist natürlich keine Bibel. Wir sind uns durchaus bewußt, daß es sich um sehr subjektive Aussagen über die einzelnen Nationen handelt...“, lautet es fast entschuldigend seitens des französischen Tourismusministeriums.

Das unterhaltsame Büchlein steht übrigens im Rahmen der Aktion „Bonjour“, die die stagnierende Tourismusbranche nachhaltig ankurbeln soll. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel und die Air France beteiligen sich an der Aktion. Bleibt zu hoffen, daß nicht bald Wienerwald und McDonald's nachziehen – und bleibt Ihnen zu wünschen, daß Sie über genügend Französisch verfügen, um nicht gleich erkannt und als Kraut geoutet zu werden. À vôtre santé! Caro Wenzel

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