: FrauenMediaTurm
■ betr.: „Wer den Turm hat, hat die Macht“, „Cleverness und Macht gewinn“, taz vom 17.12.94
Alice Schwarzer hat 1977 mit ihrem eigenen Geld – es ist das Geld, das sie mit dem „Kleinen Unterschied“ verdiente – ein feministisches Magazin gegründet. Eine Zeitschrift, die sich mittlerweile seit fast 18 Jahren nicht nur hält, sondern deren Auflage seit 1993 kontinuierlich steigt und die eine vielbeachtete Stimme im Land ist. Und nun hat Alice Schwarzer auch noch einen mittelalterlichen Wehrtum für das Feministische Archiv erobert. Ein Symbol für Unabhängigkeit, Unbeugsamkeit und Kampfgeist. Das scheint zuviel für die Kleingeister zu sein, allen voran für die taz.
Diese hat sich in den letzten Jahren immer wieder durch Attacken auf Emma und Alice Schwarzer hervorgetan. Nicht nur auf die beiden „Institutionen“, sondern vor allem auf die Inhalte, die sie vertreten. [...]
Bei diesem läppischen Medienstreit um den Kölner „FrauenMediaTurm“ geht es nicht um Stiftungsgelder (die Alice Schwarzer angeblich verplempert), um Pressefreiheit (die Alice Schwarzer angeblich durch Hausverbote einschränkt) oder um politische Moral (die Alice Schwarzer angeblich mit Füßen tritt). Hier geht es um die Vernichtung einer Frau, die allen anderen vorexerziert, was Unabhängigkeit heißt. Die „Hexe“, wie Schwarzer früher von Bild und heute von der taz genannt wird, muß doch kleinzukriegen sein. Cornelia Filter, Bielefeld
Als langjährige taz-Leserin, Emma-Leserin und Ex-Archivarin kann ich Ihnen versichern, daß ich mit ungläubigem Staunen mir die Augen gerieben habe, als ich am Samstag morgen entdeckte, was die wichtige Seite 3 der taz flächendeckend füllte. [...]
Ein einziger Anruf im Berliner Stadtarchiv hätte sie darüber informiert, was Archive ausmacht: die Aufbewahrung und Sicherstellung von Zeugnissen, die anderenfalls verlorengehen; an zweiter Stelle erst die Erschließung für die Öffentlichkeit. Sie können kein bundesdeutsches Archiv benutzen, ohne Ihren Ausweis zu zeigen und Ihr Forschungsziel anzugeben. Jedes Archiv, jede Bibliothek schließt zum Ärger der Öffentlichkeit, wenn Personalmangel sie dazu zwingt. Der Leiterin einer solchen Institution vorzuwerfen, daß sie Macht habe, ist kindisch. Kann es sein, daß Sie Frauen lieber als Opfer sehen?
Es scheint ja auch in Wirklichkeit um ganz anderes zu gehen, das nicht klar wird. Der Hinweis auf den angeblich zum Eröffnungsfest des Frauenmediaturms eingeladenen „Republikaner“ (vermutlich in seiner Funktion als Gemeinderatsmitglied) ist wohl ebenso diffamatorisch wie die Unterstellung, die Emma werde im Frauenmediaturm hergestellt und nicht in den Redaktionsräumen, die „nur fünf Fußminuten vom Bayenturm entfernt“ sind – was für ein Skandal! Mia Lindemann, Heidelberg
Vor ein paar Tagen las frau auf der Frauenseite, daß frau zu Macht-haben-wollen, Macht-ausüben, hart sein in bezug auf Personalpolitik usw. stehen soll, ja es lernen soll, um „männliche Schaffenskraft“ auch mit Mitteln, die nicht so ganz fein sind, zu erlangen, um nach „oben“ zu kommen und nicht nur „in der Landschaft rumzustehen“. Kein Wort, ob diese „Werte“ wirklich wert sind, angestrebt zu werden. Dann wird gewarnt vor Neid, Mißgunst, vor Frauen, die Frau das nicht gönnen.
Ein paar Tage später liest frau in derselben Zeitung von einer Frau, die mit Macht und Durchsetzung was geschaffen hat, möglichen „Narren“ einen Turm weggeschnappt, für Frauen und für sich. Jetzt werden von ihr typisch weibliche Verhaltensweisen eingefordert, die da sind: Caritativ, sozial, selbstlos. O Weiber! Maria Bonne, Nürnberg
[...] Da verfällt also auch die taz dem blanken Enthüllungsjournalismus. Mit einem Tagesthema, das nie eines war, das nie eines sein könnte, und das vor allem nicht am Samstagmorgen. [...] Keine Gründe für die Aktualität des Tagesthemas werden genannt. Nicht einmal Anhaltspunkte über veritable Emanzenintrigen. Kein Hinweis auf tatsächliche Behinderungen der freien Wissenschaft. Und auch von einem geplanten Königinnensturz erfahren wir nicht.
Statt dessen eine sich endlos wiederholende Aufzählung dreier bekannter Fakten: Frau Schwarzer sitzt in einem Förderverein. Sie sitzt auch in einer Stiftung. Und sie hat eine Zeitschrift. Den erhobenen Zeigefinger, mit dem dies mitgeteilt wird, den ahnen wir allenthalben. Allein er wird, wie es sich für einen Text gut machte, nicht ansatzweise verbalisiert. Insgesamt scheint das alles nicht mehr Wert, als eine Aktennotiz für den Kölner Klüngelforscher Erwin K. Scheuch. Allenfalls noch ein Hinweis unter „Was fehlt ...“ (Alice Schwarzer vermutlich freie Zeit!).
Und welche Schlüsse kann der Leser daraus ziehen? Vielleicht den, daß das Autorinnenteam Zeugnis ablegen wollte über seine Zugehörigkeit zu jener „Defizit- Kultur der Strengen und Belesenen mit diesem ewigen Gefühl, zwar intelligent, aber im Leben zu kurz gekommen zu sein“ (Susanne Fischer frei nach Gisela Erler in der Wochenpost Nr. 51). Lieber zieht der geneigte Leser aber den Hut vor Frau Schwarzer – von der auch er allemal eine Menge gelernt hat, jetzt auch über die kompromißlose Integration patriarchaler Strukturen in emanzipatorische Prozesse! Na und? Die Autorinnen des in Rede stehenden Tagesthemas bekommen dagegen eindeutig das Prädikat „mega-out“ verliehen. Wegen Inhaltsleere. Die der Mangel an Standpunktklarheit nur verschärft. Anstatt sie fröhlich- festlich irgendwie zu versüßen. Werner Schottenloher,
Regensburg
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