: Die einen unterschreiben, die anderen schießen
■ Bosnische Kroaten und Abdić-Miliz beteiligen sich an Waffenstillstandsabkommen für Bosnien / Rakete auf Hotel in Sarajevo
Zagreb/Sarajevo (AFP/rtr/dpa) Nach den bosnischen Serben und der Regierung in Sarajevo haben gestern auch die bosnischen Kroaten in Mostar das Waffenstillstandsabkommen für Bosnien- Herzegowina unterzeichnet. Wie Radio Zagreb berichtete, wurde das Dokument vom Präsidenten der selbsternannten kroatischen Republik „Herceg-Bosna“, Kresimir Zubak, in Gegenwart des Kommandeurs der UN-Schutztruppe (Unprofor) für Bosnien, Michael Rose, unterzeichnet.
Der Waffenstillstand wurde gestern jedoch in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo gebrochen, als eine Rakete im Hotel „Holiday Inn“ einschlug. Ein Verbindungsoffizier der bosnischen Regierung sagte, die Rakete sei aus dem serbisch kontrollierten Stadtteil Grbavica abgefeuert worden. Verletzt wurde niemand.
Kampfhandlungen wurden noch aus Velika Kladuša in der serbisch belagerten Enklave Bihać gemeldet. Die dort unter serbischem Schutz operierende Miliz des bosnischen Geschäftsmannes Fikrat Abdić hat jetzt eine lokale Feuerpause unterzeichnet; die Führung der kroatischen Serben, an deren Gebiet die Bihać-Enklave angrenzt, hat noch keinem Waffenstillstand zugestimmt.
Die Kriegsparteien stünden nun vor der Aufgabe, die Einzelheiten zur Umsetzung des Waffenstillstandsabkommens auszuhandeln, sagte ein UNO-Sprecher. Die Serben würden die Verkehrswege um Sarajevo womöglich noch im Laufe des Tages freigeben. Im Gegenzug soll die bosnische Regierungsarmee das Igman-Massiv räumen. Die Kriegsparteien sollen sich zudem entlang der gesamten 1.600 Kilometer langen Front zurückziehen, damit UNO-Soldaten stationiert werden können. Sie sollen nach UN-Vorstellungen bis Ende Januar stationiert sein.
Die bosnische Regierung warf unterdessen Serbien erneut vor, die bosnischen Serben trotz einer offiziellen Blockade weiter zu unterstützen. Ministerpräsident Haris Silajdžić sagte, die Regierung in Belgrad versorge die Serben weiter mit Truppen, Treibstoff und Munition. Nach Silajdžićs Meinung liegt der Schlüssel für eine Friedenslösung in Belgrad. Die kommenden vier Monate sollten genutzt werden, „um herauszufinden, ob das Regime in Belgrad und die Serben in Pale wirklich Frieden schließen wollen oder nicht. Falls nicht, muß die internationale Gemeinschaft nach Ablauf der vier Monate im April nicht nur das Waffenembargo gegen Bosnien aufheben, sondern Bosnien auch mit Waffen versorgen, falls die Völkergemeinschaft nicht selbst gemäß den Resolutionen des Weltsicherheitsrates in Bosnien intervenieren möchte“.
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