■ Fußball: Verbotene Wetten und Autos für Verlierer
Singapur (dpa) – Reihenweise verschobene Spitzenspiele, ausgebeutete Spieler und bestochene Schiedsrichter: In Malaysia ist ein Fußball-Skandal herausgekommen, der alles Bekannte in den Schatten stellt. Experten glauben, daß nicht weniger als 85 Prozent der Spiele in der ersten Liga von illegalen Buchmachern entschieden wurden. Über 70 Kicker sind verwickelt und mußten zumindest zeitweise in Haft.
Der Vorgang hat ein Ausmaß angenommen, daß Regierungschef Mahathir bin Mohamed negative Folgen für die bevorstehenden Parlamentswahlen fürchtet. Das Delikate an den Vorfällen: Wetten ist im moslemischen Malaysia verboten. Gerade dieses verbotene Spiel ist es, was den sportlich nur mäßig niveauvollen malaysischen Fußball interessant macht. Bei einem Spitzenspiel setzen Wetter Beträge von umgerechnet zwei bis vier Millionen Mark. In einer Saison wird eine Milliarde umgesetzt. „Die Summen sind so groß“, meint ein Kenner der Szene, „daß die Buchmacher einfach darauf achten müssen, daß die Ergebnisse in ihrem Sinne sind.“ Selbstredend soll auch das Endspiel der Liga zwischen Singapur und dem Team des ostmalaysischen Bundesstaates Pahang (4:0) manipuliert gewesen sein. Einen Tag nach dem Spiel, so wird kolportiert, hätten sich Spieler des unterlegenen Teams plötzlich neue Sportautos bestellt. Ausgerechnet in Singapur, ansonsten als einziges „korruptionsfreies“ Land Südostasiens gerühmt, wird gar ein Schiedsrichter beschuldigt, beim schmutzigen Spiel mitgemacht zu haben – und der tschechische Spieler Michael Vana ebenfalls. Immerhin: Als der Betrug aufflog, verhinderten die Syndikate gegen Kaution die Inhaftierung des Tschechen und verhalfen ihm zur Flucht von der Insel. Es hätte ihm in Singapur sonst womöglich die Prügelstrafe gedroht.
Wetten kann man vom Teehaus und sogar noch vom Stadion aus; die Kuriere der Syndikate sind überall. Als weitere Ursache des Skandals gelten die niedrigen Löhne der Spieler, die Bestechungsgelder von 40.000 Mark zur großen Versuchung machen. Der Chef des gebeutelten Fußballverbandes riet den Vereinen, sich schleunigst besser um die Spieler zu kümmern. Premier Mahathir macht sich derweil angesichts der Wettleidenschaft seiner Landsleute andere Sorgen: „Die Regierung fürchtet, daß es bei den Wahlen zu großangelegten Wettgeschäften kommt.“
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