■ Mit Bahnfahrpreisen auf du und du
: Teurer Alltag

Berlin (taz) – Wer sein Schoßhündchen im Korb transportiert, muß kein Ticket mehr für den Liebling lösen. Und auch das große Ein-Bett-Abteil im Autoreisezug wird billiger: Statt bisher 215 Mark müssen die SchläferInnen nur noch 180 Mark dafür berappen. Für den InterCity-Night gibt es ebenfalls Ermäßigungen. Bei einer Reise von München nach Berlin wird bald die Bahncard voll angerechnet, so daß man bis zu 84 Mark sparen kann. Soweit die guten Nachrichten zum Fahrpreiswechsel der deutschen Bahn am 1. Februar.

Ansonsten wird fast alles teurer, insbesondere im Osten der Republik. Ein Fahrschein für die 14 Kilometer lange Strecke von Jüterborg nach Luckenwalde beispielsweise kostet künftig 3,60 DM; bisher verlangte die Bahn dafür 2,60 DM. Die Schülermonatskarte hierfür war bisher für 21 Mark zu haben. Ab dem 1. Februar kostet sie genau doppelt soviel. Und auch erwachsene DauerkundInnen müssen mit einer Preissteigerung von fast 100 Prozent rechnen. Mit 20 Pfennig veranschlagt die Bahn künftig jeden Reisekilometer.

Auch im Westen wird Bahnfahren teurer, allerdings wegen der bereits wesentlich höheren Tarife in moderaterer Form. Für die 30 Kilometer von Marburg nach Gießen muß man demnächst 6,80 statt 6,60 Mark hinlegen, die Monatskarten kosten fünf bis sechs Mark mehr.

Ebenfalls teurer wird das Gute-Abend-Ticket, mit dem die Reisenden bisher für 49 Mark in der 2. Klasse und 59 Mark in der 1. Klasse ab 19 Uhr beliebig weit fahren durften. Ab dem 1. Februar verlangt die Bahn 59 beziehungsweise 69 Mark.

Neu im Angebot hat die Bahn das Angebot „Schönes Wochenende.“ Für 15 Mark können bis zu fünf Personen beliebig weit zwischen Samstag 0 Uhr und Sonntag 24 Uhr mit Bummelzügen durch die Gegend juckeln. Wer Zeit und Sitzfleisch hat, reist so für drei Mark von Flensburg nach Augsburg. Zwar muß die Gruppe achtmal umsteigen und ist insgesamt 17 Stunden und 50 Minuten unterwegs. Aber nur Trampen ist billiger. Zur Zeit bemüht sich die Bahn nach eigenen Angaben, auch Verkehrsverbünde mit in das Angebot einzubeziehen. Bisher aber müssen die Schönes-Wochenende- Reisenden an vielen Regionalnetzgrenzen noch ein Zusatzticket lösen. Annette Jensen