: „Hucky“: Visionen für die Grünen wieder eine Vision geben
■ Ex-Ortsamtsleiter Heck will keine Alternativ-Partei, sondern den Sprecherposten der Grünen werden
Hucky Heck, über Jahre erster „grüner“ Viertel-Bürgermeister als Ortsamtsleiter Mitte, hat nach seinem Rücktritt von diesem Amt drei Monate hin- und her überlegt. „Ich wollte mich nicht verabschieden aus der Politik, ich will nicht wieder in diesen Apparat rein“, sagte er gestern zur taz, „ich will aber auch den Grünen nicht schaden“. Die Fehlinformation des Weser-Kurier, er wolle mit anderen am Aschermittwoch eine parteiähnliche Gruppierung „Bürgerforum“ im Hinblick auf Bürgerschaftswahl gründen, motivierte ihn gestern, Klartext zu reden. „Ich will Sprecher der Grünen werden. Ich biete ihnen meine Möglichkeiten und meine Fähigkeiten auf diesem Wege an.“
Diese Entscheidung sei vorher weder mit den Grünen noch mit den Freunden vom Bürgerforum abgesprochen, versicherte Heck. Das Bürgerforum als politische Intiative wolle er weiter unterstützen, bei den Grünen müsse er wieder Mitglied werden - Heck war vor Jahren ausgetreten.
Heck hatte nach seinem Rücktritt vom Posten des Ortsamtsleiters zunächst „mit dem Gedanken gespielt, eine neue Gruppierung aufzumachen“, eventuell mit unzufriedenen Beiräten, und damit dann auch für die Bürgerschaft zu kandidieren. Diesen Gedanken hat er inzwischen definitiv verworfen: „Ich werde in keiner Form fÜr die Bürgerschaft kandidieren“, sagte er gestern klipp und klar. Die Begründung ist eindeutig: Eine neue Wahl-Partei würde das Spektrum „noch weiter zersplittern“. In dem kleinen Kreis, der sich um den Arbeitstitel „Bürgerforum“ geschart und mehrfach getroffen hatte, waren verschiedene Modelle beraten worden - bis hin zu dem Vorschlag, mit einer Kandidatur die Verkleinerung des Parlaments zu betreiben: „Die Idee ist: Man kündigt vorher ausdrücklich an, daß man die Mandate nicht ausfüllen will.“ Wenn eine solche Anti-Liste zehn Prozent bekommen würde, wäre die Bürgerschaft um zehn Sitze kleiner - und das Geld dafür gespart, sagt Hucky Heck.
Der Bürgerforums-Kreis ist sich letztlich aber nicht einig, was die geeigneten Mittel sind, um die Politik in Bremem wieder in Bewegung zu bringen. Heck hat es für sich entschieden: Als Sprecher der Grünen will er „die Partei stärken und thematisch prägnanter machen“ und auch „öffnen“: „Die müssen wieder eine Vision formulieren, längerfristige Impulse geben.“ Derzeit, da trifft sich Hecks Analyse mit dem, was auch viele Grüne sagen, sei die Partei als Pendant zu der Fraktion der Grünen, „praktisch nicht existent“. Willensbildung „von unten“ finde nicht statt. Und dabei, so Heck, sei es die Partei, die eine Koalitions eingeht und „den Koalitionsvertrag unterschreibt“, niemand anderes. Die SenatorInnen hätten, daran müsse man sie hin und wieder erinnern, „nur ein Mandat der Partei“. Im Apparat igelten sie sich aber immer mehr ein. Heck: „Wenn ich Wedemeier wäre, würde ich einmal im Monat meine ärgsten Kritiker einladen. Man kann doch nur lernen aus der Kritik.“
Als Mitglied der grünen Verhandlungsdelegation hatte Heck 1991 den Ampel-Koalitionsvertrag mitunterschrieben. „Mit großen Bedenken“ würde er dieses Modell verlängern, sagt er heute, „rot-grün“ sei eigentlich das Ziel. Und auch ein Bündnis mit der CDU dürften die Grünen nicht grundsätzlich ausschließen, nur wenn es für die Grünen eine Alternative zu Rot-Grün gebe, seien sie gegenüber der SPD stark.
Grünen-Senartor Ralf Fücks war vollkommen überrascht von den Absichten Hecks. „Die Idee, die Kräfte nicht zu zersplittern, ist sicher richtig“, sagt er, „und wir werden ihn mit offenen Armen empfangen“, wenn er eintreten wolle. Nur müsse er sich sicherlich von den Mitgliedern der Grünen fragen lassen, „ob es nicht auch unterhalb der Ebene des Landesvorstandssprechers“ eine Rolle gebe, die Heck sich vorstellen könne.
K.W.
Foto: Björn Hake
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