: Krieg von Haus zu Haus
■ Neue Taktik der russischen Armee in Grosny / Dudajew soll die Stadt verlassen haben
Grosny/Moskau (AFP/taz) – Die russischen Truppen haben ihr Vorgehen in Grosny geändert. Nachdem die Einnahme des Zentrums der tschetschenischen Hauptstadt durch einen schnellen Vorstoß ihrer Panzer am Neujahrswochenende mißlungen war, versuchen sie seit Samstag Wohnblock für Wohnblock dem Erdboden gleichzumachen und sich so an den Präsidentenpalast vorzukämpfen. Nach dem Bericht eines Fernsehsenders schießen die Soldaten dabei „aus allen Rohren“. Zugleich sollen die Vororte und das Zentrum Grosnys erneut von der russischen Luftwaffe bombardiert worden sein. Dennoch gelang es den Einheiten der Tschetschenen, bei Straßenkämpfen das Stadtzentrum zu halten. Nach Moskauer Angaben soll Präsident Dudajew inzwischen aus Grosny geflohen sein. Die russische Regierung bezifferte die tschetschenischen Verluste seit Beginn der Kämpfe am Samstag auf 2.500 Tote. Bei der Explosion einer Mine wurde der Kommandeur der Spezialeinheiten des russischen Innenministeriums, Viktor Worobjow, getötet.
In Moskau verzichtete Boris Jelzin auf seine traditionelle Beteiligung an der von Patriarch Alexis II. gehaltenen Weihnachtsmesse. Der Präsident ließ lediglich eine Rede verbreiten, in der er das Thema Tschetschenien jedoch vermied. Auch eine für Mittwoch geplante Ansprache zur Lage der Nation wurde auf Ende des Monats verschoben. Duma-Präsident Rybkin sagte, der Tschetschenien-Konflikt zwinge Jelzin, „einige Korrekturen in seine Botschaft einzubauen“. Dies betreffe auch „einige Probleme innerhalb Rußlands“.
Unterdessen sind mehr als hundert russische Mütter in Grosny eingetroffen, um dort ihre wehrpflichtigen Söhne zu suchen. Die Frauen bringen Medikamente und Kleidung mit, die sie unter den Soldaten und der Zivilbevölkerung verteilen wollen. Erneut nach Grosny aufgebrochen ist auch Bürgerrechtler Sergej Kowaljow.
Grünes Licht gibt es aus Moskau inzwischen für eine Hilfslieferung des UN- Hochkommissariats für Flüchtlinge (UNHCR). Die russische Regierung hatte vor knapp zwei Wochen Hilfe beim UNHCR angefordert, aber zunächst nicht die nötigen Visa ausgestellt. Seiten 2 und 8
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